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Geschraubt wird per Mausklick

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    Kaufbeuren (mab). - Als 'neuen Meilenstein” für die Ausbildung der Luftwaffentechniker bezeichnet die Bundeswehr den neuen computergestützten Ausbildungssimulator MST. Dieser wurde jüngst von den Herstellerfirmen Alenia (Italien), CASA (Spanien), VEGA (England) und EADS (Deutschland) der Technischen Schule der Luftwaffe 1 (TSLw 1) in Kaufbeuren übergeben. Dadurch könnten die Luftwaffentechniker für ihre künftige Aufgabe, die Wartung des neuen Jagdflugzeuges Eurofighter, optimal ausgebildet werden, so Lehroffizier und IT-Spezialist Hauptmann Ralf Zindler. In der Anfangszeit der Luftfahrt konnten Flugzeuge noch mit Schraubenschlüsseln gewartet werden. Die Technik in den Maschinen war allgemein verständlich und mit bloßen Händen möglich. Nicht selten wurde in Filmen der pfiffige, ölverschmierte Mechaniker gezeigt, der mit Grips und Spucke ein defektes Flugzeug doch noch wieder flott bekam. Selbst Scotty von ' Raumschiff Enterprise” gehörte noch in diese Kategorie. Der Eurofighter hingegen ist derart komplex, dass die Arbeit eines Technikers völlig anders aussieht. Tausende von verschiedenen Fehlerquellen sind möglich, zu denen es genauso viele Anweisungen gibt, wie man sie wieder beheben kann. 'Das kann man nicht alles auswendig lernen, das ist nicht möglich”, so Zindler. Statt dessen muss der Luftwaffentechniker lernen, sich im Dickicht der Anweisungen zurecht zu finden. Das ist ein Teil der oft monatelangen Ausbildung, zu der die Soldaten eigens nach Kaufbeuren in die TSLw 1 kommen. Der Simulator bietet aber noch einen ganz anderen entscheidenden Vorteil: Er macht die Ausbildung billiger. Zwar gibt es zwei echte Eurofighter auf dem Kaufbeurer Fliegerhorst, die rein Schulungszwecken dienen. Es wäre aber kaum praktikabel und bezahlbar, wenn jeder Schüler x-mal real den Eurofighter beispielsweise betankt. Schon dabei kann man übrigens schwere Fehler machen. Weisen Betankungsfahrzeug und Kampfjet nämlich eine unterschiedliche elektrische Spannung auf, kann es zu Funkenbildung kommen und der Treibstoff explodieren.

    Am Schirm ran an die Maschine'Also proben wir den Vorgang an unserem neuen Simulator erst einmal virtuell”, so Zindler. Dieser stellt den Schülern bildlich den kompletten Jet dar und zwar dreidimensional. Fast im Maßstab 1:1 kann sich der Schüler via Bildschirm unter die Maschinen begeben, Schrauben per Mausklick ziehen und Module auswechseln. Natürlich geht der Soldat im Laufe seiner Ausbildung an den real existierenden Eurofighter, aber erst nach langem virtuellem Üben. Wobei der Lehrer beispielsweise in die laufende Übung am Bildschirm absichtlich Fehler einbauen kann, die der Schüler lösen muss. Zu den besonderen Wartungsvorgängen an einem Flugzeug gehört von Zeit zu Zeit der so genannte Boden-Prüf-Lauf. In einer Lärmschutzhalle wird das Flugzeug mit Bändern fixiert und dann das Triebwerk mit bis zu 90 000 Tonnen Schub gestartet. 'Dabei sollte man aus nachvollziehbaren Gründen keine Fehler machen”, sagt Hauptmann Zindler. Also wird auch das vorher im 'Maintenance Simulator Trainer” (Maintenance: Wartung/Instandsetzung) geübt, wobei sogar die Geräuschkulisse, der Lärm der Düsen, imitiert wird. Nach der Ausbildung gehen die Techniker dann an ihre Einsatzorte, die Flugplätze Laage (bei Rostock) und Neuburg/Donau, wo Eurofighter stationiert sind. In Kaufbeuren werden auch österreichische Techniker für ihre Arbeit am Eurofighter geschult (allerdings nicht von der Bundeswehr, sondern von der Herstellerfirma EADS).

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