Marktoberdorf | sg | Eine Distanz von knapp 700 Kilometern liegt zwischen Marktoberdorf und Mittellangenau. Der Ort im kleinen Elbetal findet sich auf der Landkarte im Vorland des Riesengebirges, der alten Heimat vieler Vertriebener, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Marktoberdorf heimisch wurden. Zu ihnen zählt Lutz Vatter, der nun maßgeblich an der Chronik seines Heimatortes im Kreis Hohenelbe beteiligt war. Sie wird in Kürze in Druck gehen. Bestellt werden kann sie ab sofort.
In einem ersten Band 'Das kleine Elbetal' stand die Geschichte von Niederlangenau im Mittelpunkt. Im zweiten Band nun wird auf 730 Seiten und mit 850 Bildern die Geschichte der Orte Ober- und Mittellangenau erzählt. Das Alltagsleben der Bewohner, die Kriegsereignisse, die Vertreibung, aber auch der Neuanfang in der zweiten Heimat sind ausführlich geschildert. Großen Raum nehmen Berichte von Zeitzeugen ein, die die Vertreibung aus ihrer Sicht darstellen. Zu ihnen zählen die Marktoberdorfer Gottlieb und Willi Fischer sowie Lutz Vatter. Vatter hat darüber hinaus wesentlichen weiteren Anteil am Entstehen dieser Chronik, die Roland Zirm für die Ortsbuch-Reihe des Heimatkreises Hohenelbe redaktionell betreut.
Eine aus dem Jahr 1926 stammende Chronik von Oberlehrer Johann Fiedler übertrug Lutz Vatter von der gotischen in die heutige Schrift. Fiedler beschrieb die Geschichte Mittellangenaus seit der Zeit um 1500 nieder. Lutz diktierte sie seinem Enkel in den Computer.
Dieses 'Gedenkbuch' setzte Fiedler bis ins Jahr 1934 fort. Vor acht Jahren begann Vatter, für die Chronik den Anschluss an das Jahr 1934 zu finden. Er bekam aus dem tschechischen Archiv 238 Seiten mit Protokollen der Gemeinderatssitzungen von 1932 bis 1938 und holte das Wichtigste daraus hervor. In einer geschichtlichen Betrachtung deckt Lutz die Jahre 1938 bis 1945 ab, es folgen persönliche Erinnerungen bis in die Gegenwart. Er erzählt, wie er nach seiner Gefangenschaft in einem tschechischen Gefängnis 1948 nach Leuterschach kam, von seinem beruflichen Neuanfang im Landratsamt, seiner Wahl zum Bürgermeister von Marktoberdorf und von seiner Rückkehr in seinen Beruf.
Lutz Vatter machte sich auch die Arbeit, alle 214 Häuser von Mittellangenau und alle 1294 Namen in die Chronik aufzunehmen. Benannt sind auch alle Opfer des Zweiten Weltkrieges.
Wer sich für die Chronik interessiert, kann sich an Lutz Vatter, Telefon 08342/2982, oder ans Riesengebirgsmuseum in Marktoberdorf wenden. Einsicht genommen werden kann in einen teilweisen Vorabdruck.