Kemptenl dam,lby lVoraussichtlich im März muss das Kemptener Landgericht entscheiden, ob die Freie Waldorschule Kempten ihren Namen weiter tragen darf oder nicht. Wie berichtet, hat die Kemptener Schule im vergangenen Dezember einen Vergleichsvorschlag in dem seit Jahren andauernden Streit abgelehnt. Der Dachverband will der Kemptener Einrichtung verbieten, den Namen Freie Waldorschule zu führen. Hintergrund sind Gerichtsverfahren, in denen sich Lehrer wegen gewaltsamen Übergriffen an Schülern verantworten mussten. Mehrere Pädagogen waren zu Geldstrafen verurteilt worden.
'Was in der Kemptener Schule geschieht, hat nichts mit der Pädagogik der Waldorfschule zu tun', sagte Martin Malcherek, Justiziar des Bundes Freier Waldorfschulen. Der Dachverband ist jetzt an einer schnellen Beendigung der Auseinandersetzung interessiert. 'Der Ruf der Waldorfschule steht auf dem Spiel', befürchtet Malcherek.
Nach Angaben des Sprechers des Kemptener Landgerichts, Armin Baumberger, war die Schule bei einem Gütetermin im Dezember 'in keiner Weise vergleichsbereit'. Der Vergleichsvorschlag hatte vorgesehen, dass die Kemptener Einrichtung den Namen 'Waldorfschule' nach einer Übergangsfrist ablegt, der Dachverband als Kläger im Gegenzug einen Großteil der Prozesskosten übernimmt. Die Schule lehnte es jedoch ab, einen anderen Namen anzunehmen.
Die Hintergründe für die Auseinandersetzung der beiden Parteien reichen in das Jahr 1987 zurück. Damals war die Kemptener Waldorfschule aus dem Dachverband ausgeschlossen worden. 'Diese Schule war immer schon auf einem Sonderweg unterwegs und hat eine sehr eigenwillige Interpretation der Waldorfpädagogik', erklärte Malcherek den Grund für den Ausschluss. Damals einigten sich die Parteien auf folgenden Vergleich: Die Kemptener Schule erkennt den Ausschluss an, darf sich aber weiterhin 'Freie Waldorfschule' nennen. Nach Angaben von Gerichtssprecher Baumberger argumentiert der Dachverband jetzt, dass die damalige 'Geschäftsgrundlage' entfallen sei. Mitte vergangenen Jahres reichte der Verband Klage gegen die Namensführung ein.
Die Übergriffe von Lehrern sind laut Martin Malchereks Grund für den Dachverband, das Namensrecht einzufordern. Der Begriff 'Waldorfschule' sei als Marke geschützt. 'Prügelstrafe ist seit der Gründung der Waldorfschule verpönt.' Es sei nicht mehr tragbar, mit der Kemptener Schule in einen Topf geworfen zu werden. Es gehe auch darum, Schüler zu schützen. Bayernweit gibt es 18 Freie Waldorfschulen, bundesweit sind es rund 200.
Aus Sicht der Kemptener Schule bestehen keine Gründe, die Rechtskraft des Vergleichs aus dem Jahr 1987 in Frage zu stellen. Vertreter der Schule waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.