Marktoberdorf/Ostallgäul sem/kfl l Hunderte von Besuchern nutzten den Sonntag, um sich über einige der Denkmäler in der Region zu informieren. An mehreren Orten waren die restaurierten Zeugen der Vergangenheit zum "Tag des Denkmals" geöffnet.
Trotz des kalten Nieselwetters fanden etwas mehr als hundert Besucher im Lauf des Tags ihren Weg zum Römerbad bei Kohlhunden. In kleinen Gruppen wurden sie von Mitgliedern des Fördervereins durchs Haus geführt. Am höchsten Punkt des Geländes nimmt der Aussichtsturm in römischer Form langsam Gestalt an. Die Steine stammen von einem alten Abrisshaus. Sie wurden von Schülern der Berufsschule gesäubert und beim Bau des Turms wieder verwendet. Kinder probierten beim römischen "Ballista" ihr Geschick aus: Mit einer Art Armbrust waren Bälle in einen Korb zu schießen. Am Abend fand im Schutzbau ein Konzert mit der Gruppe "Ginger Hog" statt.
Ein letztes Mal
Auch die aus dem Jahre 1694 stammende, denkmalgeschützte Liebenthannmühle bei Obergünzburg öffnete am "Tag des offenen Denkmals" ihre Räume. Den ganzen Nachmittag wurden die vielen Besucher fachkundig von den Mühlenbesitzern, Familie Haid, sowie von der am Umbau beteiligten Architektin, Marion Bartl, durch die Räume geführt. "Ein letztes Mal" zeigte die Familie Haid das Ergebnis der Umbaumaßnahme öffentlich, denn "schließlich wohnen wir selbst in den Räumen beziehungsweise sind die beiden eingebauten Ferienwohnungen vermietet".
Viel Technik und Details des restaurierten Hauses bekamen die Besucher zu sehen.

Giftiger Nebel
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"Wir mussten die gesamte Mühle zuerst auf 72 Bohrpfähle - alle zwischen vier und elf Meter tief - stellen, damit ein weiteres Absacken gestoppt werden konnte", so Architektin Bartl. Ein vollständiges Biedermeierzimmer konnte komplett rekonstruiert werden. Sämtliche Türen und Beschläge aus der Zeit der auslaufenden Rennaicance wurden aufgearbeitet und verrichten heute, in einer Farbfassung aus dem Jahr 1747, wieder ihren Dienst.
Modernste Technik wie Grundwasserwärmepumpen und Wandheizung wurden bei der behutsamen, unter den denkmalpflegerischen Vorgaben, mit realisiert. Auch der gesamte Haushaltsstrom wird mit Turbinen selbst erzeugt. "..Unglaublich, dass man so etwas so herrichten kann", waren die Reaktionen der erstaunten Besucher.
Mitten in der Renovierung
Groß war das Interesse am Renovierungsfortschritt im Unterthingauer Heimathaus Häringer. Maria Rössler, Vorsitzende des Fördervereins, führte die zahlreichen Interessenten durch die Räume, in deren Wiederherstellung bereits jetzt über 800 unentgeltlich geleistete Arbeitsstunden gesteckt worden sind.
Insbesondere der landwirtschaftliche Teil musste gesichert und abgestützt werden. Es wird noch viel Mühe kosten, ihn wieder aufzurichten. Und noch sehr viel mehr Arbeit steht den freiwilligen Helfern in den einzelnen Räumen bevor. Doch stehe ihnen das Amt für Denkmalpflege stets mit Rat und Tat beiseite, erzählte Rössler.
Erst kürzlich wieder habe ein örtlicher Schreiner die Eingangstüre des Hauses und das Schaufenster vom Kramerladen im Erdgeschoss nach Angaben der Denkmalpfleger kostenlos erneuert.
Fast 400 Jahre auf dem Buckel
Laut Ortschronik befand sich bereits im Jahre 1640 ein Kramerladen im Haus. Das Haus selbst dürfte um das Jahr 1610 erbaut worden sein. Im Kramerladen wird vorsichtig die alte Bemalung der Decke wieder freigelegt. Und auch im ersten Stock gab es eine Überraschung: Unter der Tünche wurde ein Deckenfries sowie Schablonenmalerei an der Wand aus der Zeit um 1860 entdeckt. Wie Maria Rössler erzählte, kann später ein Zimmer wieder mit Originalmöbeln aus dem 17. Jahrhundert bestückt werden. Auch ein Original-Kachelofen ist noch vorhanden.