Kaufbeuren/Mauerstetten | avu | Das Geothermie-Projekt bei Mauerstetten verschiebt sich auf unbestimmte Zeit. Der komplette Bohrturm wird in diesen Tagen abgebaut. Die Folgen für das ehrgeizige Projekt, bei dem nach heißem Tiefenwasser zur Energiegewinnung gesucht wird, sind derzeit unabsehbar.
Von einem direkten Zusammenhang der vorläufigen Stilllegung mit der weltweiten Finanzkrise möchte Curt Bems von der Betreiberfirma Exorka nicht sprechen. "So ziemlich jedes Unternehmen, das Beteiligungsfirmen im Hintergrund hat, überdenkt im Augenblick die kurz- und mittelfristige Investitionsstrategie in laufende und geplante Projekte", sagt er allerdings. "Es wäre unklug, die aktuelle Situation zu unterschätzen, die Krise als beendet zu betrachten oder sich bereits auf der sicheren Seite zu wähnen."
Die Bohranlage ist bereits seit einigen Wochen stillgelegt. Wie berichtet, war die Mannschaft kürzlich bis zu einer Tiefe von 4545 Metern vorgedrungen. Nach Angaben des Betreibers war damit bereits die Zieltiefe erreicht - das heißt, dort muss sich nach den Berechnungen das heiße Wasser befinden.
Fündig geworden ist man freilich nicht, entweder weil es nur noch wenige Meter bis zu den erhofften Vorkommen sind oder weil kein heißes, förderbares Wasser vorhanden ist. "Wir sind dort im Bereich des Zielhorizontes", so Bems. Es sei eine Wassertemperatur von bis zu 153 Grad nachgewiesen worden.
Nach Angaben des Unternehmens stünden nun die Auswertungen zahlreicher Messergebnisse an. Bems spricht von der "Evaluation der Produktivität", die bis zu zwei Monate dauern könne. Deshalb sei entschieden worden, die Bohrarbeiten in Mauerstetten vorläufig zu unterbrechen. Die für die Bohrung zuständige Partnerfirma Hekla Energy baue die Anlage nun ab.
Unklar blieb gestern, ob der Bohrturm nun in die Heimatwerkstatt der Herstellerfirma Herrenknecht Vertical im Schwarzwald transportiert wird oder woanders wieder aufgebaut wird. Bems machte dazu keine Angaben. Fakt ist: Die komplette, über 50 Meter hohe Tiefbohranlage TI 350 wird demontiert und abtransportiert. Es wird mit 70 bis 80 Sattelschlepperladungen gerechnet.
Die Unterbrechung der Bohrtätigkeiten in Mauerstetten könnten auch direkte Auswirkungen auf die Geothermie-Pläne in Altdorf bei Biessenhofen haben. Bei einem erfolgreichen Abschluss der Arbeiten am bisherigen Standort hätte die Mauerstettener Bohranlage dort eingesetzt werden sollen. Dort laufen derzeit noch die Vorarbeiten.
Bohrareal soll besetzt bleiben
Nach Angaben des zuständigen Geologen Stephan Uhlig wird das stillgelegte Bohrgelände in Mauerstetten in Absprache mit dem Bergamt Südbayern nach dem Abbau der Anlage gesichert. Uhlig betont, dass die Anlage weiterhin mit mehreren Arbeitern besetzt ist und zu jeder Tageszeit auch bewacht wird.
Andere Geothermie-Projekte Deutschland sind bereits ebenfalls auf Eis gelegt worden: Das Unternehmen Enex Power beispielsweise, das von den isländischen Finanzproblemen betroffen ist, hat seine Bohrungen in Oberbayern unterbrochen.