Freigängerhaus des Gefängnisses bewährt sich Justizvollzugsanstalt wird nicht erweitert. Von Andreas Ellinger Memmingen 'Manche Memminger meinen, das Freigängerhaus sei zu schön', sagt Gisbert Rehmet, Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) in Memmingen. Beim ersten Blick in die Zellen entsteht der Eindruck, dass die Kritiker Recht haben. Die gelben Vorhänge passen perfekt zur Einrichtung aus hellem Holz, auf dem Regal steht ein Fernseher und an der Pinnwand hängen Bilder von der Familie des Gefangenen.
Die Idylle trügt. Vor den Fenstern der acht Quadratmeter großen Raumes sind kräftige Gitter angebracht, die Einrichtung lässt sich nicht verschieben, damit niemand etwas verstecken kann, und eines der Schlösser an der stabilen Türe kann nur von Vollzugsbeamten geöffnet werden. Hier kommt keiner raus, wenn es ihm nicht erlaubt wird ein Gefängnis eben.
26 Gefangene
Die Zellen müssen nicht unbedingt abschreckend aussehen, betont Rehmet. Einerseits würden die Inhaftierten auf eine gute Einrichtung besser aufpassen. Andererseits wirke sich die freundliche Atmosphäre auch positiv auf das Arbeitsklima des Wachpersonals aus, weiß Dienstleister Manfred Günther.
In dem rund 1,65 Millionen Euro teuren Freigängerhaus sind 26 Gefangene untergebracht. Ein Teil von ihnen geht einer geregelten Arbeit nach. Ihr Tag unterscheidet sich kaum von dem eines Nichtkriminellen. Nach dem Frühstück geht\'s zur Arbeit. Dazu werden die Inhaftierten mit dem Bus vom Arbeitgeber abgeholt, andere fahren mit dem Rad oder dem Zug zu ihrem Brötchengeber.
Mittagessen gibt\'s im Betrieb und nach der Arbeit kommen sie wieder zurück in ihre vier Wände. Nur dass diese um 21.30 von außen abgeschlossen werden, sagt Günther. Auch am Wochenende sind viele Häftlinge dieses 'offenen Vollzugs' nicht im Gefängnis.
In den Genuss dieser Regelung komme aber bei weitem nicht jeder Gefangene, betont Rehmet. Als Freigänger im offenen Vollzug dürfe weder die Gefahr der Flucht noch des Missbrauchs bestehen. Außerdem müsse die Länge der Strafe überschaubar sein. Meist sitzen die Straftäter wegen Verkehrs- oder Eigentumsdelikten. Von ihnen gehe keine Gefahr für die Bevölkerung aus, sagt Rehmet. Der Sinn des offenen Vollzugs liege in der guten Resozialisierung der Täter. Sie könnten weiter bei ihrem Arbeitgeber beschäftigt bleiben.
Gelände zu klein
Das neue Freigängerhaus ist nur ein Teil der Sanierung des Memminger Gefängnisses. Von einer großen Lösung sprich einer Erweiterung um 100 Plätze habe man aber Abstand genommen, erklärt Rehmet. Das Gelände sei dafür einfach zu klein. Doch allein die Sanierung der Memminger JVA wird rund fünf Millionen Euro verschlingen.
Die Arbeiten seien wegen undichter Dächer und anderer Schäden dringend notwendig.
Zehn Prozent sind Frauen
Derzeit sind laut Dienstleiter Günther in dem auf 141 Häftlinge ausgelegten Gefängnis rund 170 Inhaftierte untergebracht rund zehn Prozent sind Frauen. Für sie wird das alte Freigängerhaus zu einem speziellen Trakt umgebaut.
Ein Teil der Gefangenen kommt nach deren Fertigstellung im Sommer kommenden Jahres in die neue JVA Kempten.