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Gemeinsame Reise ins Unbekannte

Kaufbeuren

Gemeinsame Reise ins Unbekannte

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    Gemeinsame Reise ins Unbekannte
    Gemeinsame Reise ins Unbekannte Foto: mathias wild

    Unkonventionelle Konzerträume verlangen geradezu nach außergewöhnlichen Programmen. Die noch nicht allzu lange existierenden Freitagskonzerte in der Kirche St. Dominikus machen da keine Ausnahme. Auch heuer gab es mit dem Musiker und Sänger Volker Dubowy aus Egg keine alltägliche Kost. Zusammen mit dem Organisten Albin Wirbel gestaltete er ein Improvisationskonzert, mit dem er das Publikum auf eine Klangreise nehmen wollte, nicht nur mit Tönen, sondern auch mit Stille - um der alltäglichen Überflutung mit Geräuschen zu begegnen.

    Publikum macht mit

    Um es vorweg zu sagen: Die Reise wurde wirklich über weite Strecken gemeinsam unternommen. Dubowy schaffte es ohne nennenswerte Verzögerung, das Publikum zum Mitmachen beziehungsweise Mitsingen zu bewegen und sorgte mit nur sparsamen Gesten dafür, dass jeder seinen eigenen Ton fand. Sang jemand mit einem zu breiten Mund, dann schüttelte er den Kopf, öffnete seinen Mund wie bei der Artikulation eines O und zeigte mit dem Finger auf die Mundöffnung. Man fühlte sich wie beim Einsingen in einer Chorprobe, nur dass keine Dreiklänge sondern freie, oft dissonante Akkorde intoniert und ohne Intonationsschwankungen gehalten wurden.

    Zwar mögen einzelne innerlich eine harmonische Auflösung der Akkorde - die leider nicht kam - voraus gehört haben, aber man wurde sich sehr schnell des eigenen Körpers als Resonanzraum bewusst.

    Eingerahmt wurde die Klangreise von zwei romantischen Kunstliedern, die Anfang und Ende eines Tages beschrieben: "Morgen" von Richard Strauss (nach einem Text von John Henry Mackay) und "Mondnacht" von Robert Schumann (nach dem berühmten Gedicht von Eichendorff). Dubowy interpretierte die Lieder mit versonnener Gestik und dunkel timbrierter Tenorstimme, begleitet von Wirbel auf der mit 415 Hertz sehr niedrig gestimmten Orgel.

    "Das war Balsam für die Stimmbänder" sagte der Sänger nach dem Konzert, wohl wissend, dass ein durch höhere Stimmtöne stets brillanterer Instrumentalklang und ein entspanntes Singen sich gegenseitig ausschließen.

    Das in der Ankündigung zum Konzert erwähnte Didgeridoo kam genauso zum Einsatz wie verschiedene exotische Klanginstrumente wie das Mayanische Klangspiel. Über gehaltenen Orgelakkorden benutze Dubowy das Didgeridoo längst nicht nur in der traditionellen Art (Endloston, erzeugt durch Zirkularatmung), sondern sang auch in das Instrument hinein. Recht schnell entwickelte sich dabei eine fruchtbare musikalische Kommunikation mit dem Organisten.

    Dubowy nutzte während des Konzertes den ganzen Kirchenraum, ging zwischen den Bankreihen umher, dabei mit voll tönender Stimme wie ein Pope aus der Ostkirche singend, mal nur mit einer Röhrenglocke und einem Schlegel in der Hand. Wer bisher den Begriff "Improvisation" ausschließlich mit dem Jazz in Verbindung gebracht hatte, wurde auf instruktive Art eines Besseren belehrt. Im Rahmen eines kleinen Stehempfangs nach dem Konzert zeigte sich Dubowy als Künstler zum Anfassen und gab einige Tipps zum bewussten Umgang mit der eigenen Stimme und zu artverwandten Themen.

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