Oft stehen sie einsam am Wegesrand, sind meist verschlossen und öffnen sich nur ganz selten bei sakralen Anlässen: Die Rede ist von kleinen Haus- oder Gemeindekapellen. Dabei beherbergen sie zuweilen künstlerische Kostbarkeiten und um ihre Entstehung ranken sich interessante Geschichten. In einer kleinen Serie wollen wir verschiedene Kapellen vorstellen.
So manche Kapelle im Oberallgäu geht auf eine Gelübde zurück, das ein Soldat in Krieg oder Gefangenschaft abgelegt hat. Auch in Joseph Buchenberg reifte spätestens in russischer Gefangenschaft der Vorsatz, im Falle einer glücklichen Rückkehr eine Kapelle neben dem elterlichen Bauernhof in Wengen, zwischen Petersthal und Greifenmühle, zu errichten. Bereits 1946 kam er aus dem Lager in der Nähe von Moskau frei und sah seine Allgäuer Heimat wieder. Freilich, die wirtschaftliche Not existierte in den Nachkriegsjahren auch zuhause, und so begann Joseph erst im Jahre 1956, nach eigenen Plänen die Mauern der Gebetsstätte hochzuziehen.
Den Altar schuf Schreiner Thoma aus dem nahen Uttenbühl. An eine aufwändige Ausstattung war nicht zu denken - dennoch hat die 1958 von Pfarrer Johann Huber eingeweihte Kapelle einige Merkmale, die sofort an eine Kriegsheimkehr erinnern.
Da ist oberhalb der Eingangstüre das von einem Kemptener Steinmetz geschaffene Bildnis eines Mannes im Soldatenrock, der mit einem langen Stock seiner Heimat zustrebt. Da gibt es im Innern eine geschnitzte Holztafel der Heimkehrer aus Moosbach und Petersthal, die 1968 Gott für die glückliche Heimkehr dankten und "allzeit Frieden für das Land" wünschten. Und ein gerahmtes Bild zeigt alle Teilnehmer des Zweiten Weltkrieges aus der damaligen Gemeinde Petersthal.
In der Anfangszeit der Wengener Kapelle wurde dort jedes Jahr im Herbst eine Gedenkmesse gefeiert. Aus der ganzen Umgebung kamen Veteranen, auch der Heimkehrerverband Kempten reiste stets mit einem Bus an. Viele Ausflügler besuchten die Joseph-Kapelle, so Hubert, einer der beiden Söhne des Kriegsheimkehrers. Allerdings sei mit dem allmählichen Wegsterben der Kriegsgeneration das Interesse an der Gebetsstätte immer mehr zurückgegangen. Zudem hätten viele Veteranen kein hohes Alter erreicht. Laut Hubert Buchenberg ist sein Vater, der in Gefangenschaft unter extremen Bedingungen hatte Bergwerksarbeit leisten müssen, 1985 als 65-Jähriger verstorben. (mr)