Immenstadt | wtg | "Die Zeiten, in denen es geschlossene religiöse Eliten gab, sind vorbei." So begrüßte der Immenstädter Pfarrer Anton Siegel die zahlreichen Zuhörer, die zu einem Vortrag des Buddhismus-Kenners Professor Dr. Michael von Brück gekommen waren. Der Vortrag des Professors für Religionswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München beschäftigte sich mit dem tibetischen Buddhismus. Es sei wichtig, so Siegel, sich mit anderen Religionen auseinanderzusetzen. "Wir als Christen können nicht einfach die Augen verschließen."
"Der tibetanische Buddhismus in der Ausprägung des Diamantweges - Konkurrenz zu den christlichen Kirchen?" Die Fragestellung des von der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus und der evangelischen Kirchengemeinde Immenstadt gemeinsam organisierten Vortrags stieß bei der Bevölkerung auf erhebliches Interesse. Mit knapp 250 Zuhörern war der Saal des Pfarrheims St. Nikolaus bis auf den letzten Platz belegt. Durch die Eröffnung des buddhistischen Zentrums am Alpsee beschäftige dieses Thema die Menschen, so Siegel. Vertreter des Zentrums waren ebenfalls anwesend.
Der Referent appellierte an die Immenstädter, genau zu beobachten, was in den buddhistischen Zentren vor sich ginge, und kritische Fragen zu stellen, damit der "Geist der Offenheit und der gegenseitigen Lernbereitschaft hier in Immenstadt eine Chance erhält".
Nach dem Vortrag bestand die Möglichkeit, Fragen an den Experten zu stellen. Neben interessierten sachlichen Fragen gab es auch harsche Kritik aus den Reihen der Zuhörer. Jahrelang sei sie auf einer spirituellen Suche gewesen, habe aber jetzt zum christlichen Glauben gefunden, berichtet eine Frau. Sie forderte alle Anwesenden auf, sich mit ihrem eigenen Glauben auseinandersetzten und echte Christen zu werden: "Wir müssen nicht zu den Tibetern gehen," empörte sie sich. Scheinbar sprach dieses Plädoyer vielen aus der Seele, neben einigen Bravo-Rufen gab es aber auch betretenes Schweigen.
Kritisiert wurde, dass nicht auf das Buddhismuszentrum eingegangen wurde. Dieses sei sehr mit dem geistlichen Oberhaupt Lama Ole Nydahl verbunden, der in Europa ja sehr umstritten sei, erläuterte eine Zuhörerin. Daraufhin schlug von Brück vor, den Lama zu einer Diskussion einzuladen.

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Die Vorstellung von Brücks, Christentum und Buddhismus seien zwei Fenster, durch die man jeweils einen anderen Ausschnitt der Wirklichkeit sehe, war für den einen Teil der Zuhörer so faszinierend, wie sie für die andere Hälfte beängstigend war. Das Ziel der Veranstaltung, so Pfarrer Siegel, wurde jedenfalls erreicht: Eine kontroverse Diskussion wurde ins Rollen gebracht.