Memmingen (ver). Studentenfutter, Traubenzucker und Glücksbringer häufen sich auf Tischen, an denen einzeln, über einen ganzen Saal verteilt, 23 Kinder und Jugendliche sitzen. Alle blicken konzentriert auf die vor ihnen liegenden Blätter und versuchen, sich möglichst viele der langen Zahlenreihen darauf einzuprägen. Bei der Junioren-Memoriade 2004 versammeln sich jugendliche 'Gehirnakrobaten' aus ganz Deutschland in der Memminger Stadthalle. Auch Eva Schwägele nimmt an dem Gedächtnis-Wettstreit teil. 'Ich mache das aus Spaß und steigere mich da nicht so rein', versichert die junge Ottobeurerin. Dann beginnt auch schon die nächste Aufgabe. 'Auf die Zellen, fertig, los', gibt Klaus Kolb den Startschuss. Der 46-Jährige Gedächtnistrainer und Buchautor ist Vorsitzender der Gesellschaft für Gedächtnis- und Kreativitätsförderung in Argenbühl, die die Juniorenmeisterschaft veranstaltet. In zwei Altersklassen stellen sich die Teilnehmer dem Wettkampf der grauen Zellen: In der Juniorengruppe eins messen sich 13 Gedächtniskünstler im Alter von 13-17 Jahren, in der zweiten Juniorengruppe stehen sich zehn Acht- bis Zwölfjährige gegenüber. In der Juniorengruppe Nummer eins sind schnell Sebastian und Katharina Bunk als Favoriten ausgemacht: Das Geschwisterpaar aus Bad Wörishofen belegt bei fast jeder der zehn Disziplinen der Meisterschaft zwei der vorderen drei Plätze. Dagegen lehrt bei den Kindern Lara Hick aus München ihre Mitstreiter das Fürchten und heimst fast ausnahmslos Siege ein. Dabei stellen die drei Memoriaden-Asse allenthalben neue deutsche- und Weltrekorde auf. Auch Eva glänzt heute und verbessert den deutschen Rekord im 'Textspeicher' um über 20 richtig wiedergegebene Wörter.
In der Schule nützlich 'Solche Wettbewerbe tragen unheimlich viel zum Selbstbewusstsein bei und die Ausdauer- und Konzentrationsleistung in dieser Prüfungssituation ist später in der Schule nützlich', findet Kolb. Es sei aber auch sehr viel Stress für alle Beteiligten, räumt der Argenbühler ein. 'Für die Kinder ist das so anstrengend wie ein Zehnkampf in der Leichtathletik', bestätigt die 41-jährige Ursula Böhm aus Nördlingen, die selbst eine Kindergruppe trainiert. So sind letztendlich um 17 Uhr alle Teilnehmer froh, die abschließende Prüfung hinter sich gebracht zu haben. Als Sieger steht nach über sieben Stunden Wettkampf bei den 13- bis 17-Jährigen Sebastian Bunk fest. Eine freudestrahlende und stolze Eva Schwägele belegt den fünften Platz. Bei den Kindern freut sich wie erwartet Lara Hick über den ersten Platz. Auch Lara selbst ist wenig überrascht: 'Ich mache das seit ich acht Jahre alt bin. Für mich war eigentlich schon klar, dass ich Erste werde.' Die drei Erstplatzierten beider Altersgruppen haben sich damit die Qualifikation für die Gedächtnisweltmeisterschaft 2005 in London erkämpft. Dann gilt wieder: Auf die Zellen, fertig, los.