Memmingen | syr | Es ist 8.04 Uhr. Auf der Waage am Marktplatz nimmt die erste, wohlgenährte Anwärterin auf den Titel der Königsforelle Platz. "1150 Gramm", verkündet Wiegemeister Klaus Schedele und Gertrud Kramer notiert Namen und Telefonnummer des stolzen Fängers. Noch gut 40 Minuten bleiben den anderen Fischern Zeit, den Thron mit einem schwergewichtigeren Exemplar zu erobern. Dann, um 8.45 Uhr, gibt Gertrud Kramer das streng vertrauliche Stück Papier mit dem bürgerlichen Namen des neuen Königs in die Obhut eines kleinen, auserwählten Kreises.
Aber noch ist es nicht so weit. In dem sprudelnden Wasserbassin bei der Waage gleiten die glitschigen Grazien zu den Klängen der Haseltaler Musikanten gemächlich dahin und lassen sich von den Besuchern bestaunen. Kramer steht derweil per Handy mit den Kollegen von der zweiten Waage bei der Frauenkirche in Kontakt und bekommt so die Daten von dort übermittelt.
Dann steht der Herr der Fischerschar fest. Gut gehütet wandert die Botschaft in ein stilles Kämmerlein im Rathaus. Hinter verschlossenen Türen - alles ist streng geheim - tagt hier die sogenannte Kommission. Sie besteht aus Dieter Zinth, Herbert Schreiber und Uschi Hirschmeier vom Fischertagsverein.
Jetzt muss alles schnell gehen. Die Nerven sind angespannt. Der Fischerkönig, der in knapp einer Stunde bei der Krönung in der Stadionhalle zu sein hat, muss verständigt und ein neuer, würdiger Name gefunden werden. Die Aufgaben sind klar verteilt: Hirschmeier telefoniert, Zinth überlegt und Schreiber kontrolliert.
"Verheiratet? Hobbys? Beruf?", kommt es bei Hirschmeier wie aus der Pistole geschossen. Aber der überraschte Fischerkönig Joachim Güthler ist erst mal sprachlos und stammelt. Zinth kritzelt die Antworten mit und ruft dann plötzlich mit rotem Kopf: "Halt, halt, ich hab´s: Der Saubermann" - Güthler ist Textilreiniger.

Umstrittenes Gesetz
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Kein Sterbenswörtchen
Kurz darauf gibt Schreiber grünes Licht: auf der Liste der Königsnamen seit 1891 ist kein Joachim und kein Saubermann verzeichnet. Fest steht also: Joachim I., der Saubermann. Aber vorerst kein Sterbenswörtchen an irgendjemanden.
Die Mitglieder des Fischertagsvereins sind erleichtert. Ganz anders Güthler. "Was soll ich anziehen?, muss ich was sagen?", fragt er aufgeregt. "Was Rustikales", empfiehlt Hirschmeier und beruhigt, dass unter der Dusche ja noch Zeit bleibe, sich eine kleine Rede auszudenken.
Dann hält Güthler im Stadion Einzug - mit einer Rede, die Freunde ihm noch schnell geschrieben haben. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet.