Am 7. Juni sind die Stimmbürger in Ottobeuren besonders gefordert: An diesem Sonntag, am Tag der Europawahl, entscheidet sich auch, ob Bürgermeister Bernd Schäfer (CSU) auf dem Chefsessel der Gemeinde bleibt oder im für ihn schlimmsten Fall sogar die Rathausschlüssel an einen Nachfolger abgeben muss. Die Freien Wähler und die SPD sind derzeit auf der Suche nach Kandidaten, die bei der Bürgermeisterwahl gegen Schäfer antreten.
"Als zweitstärkste Fraktion sind wir es unseren Wählern schuldig, eine Alternative zu stellen", sagt Gernot Rodehack, Vorsitzender der Freien Wähler. Es gehe nicht darum, Schäfer aus dem Amt zu befördern, sondern um den Demokratie-Gedanken. Der Bürger müsse die Möglichkeit haben zu wählen.
Die Freien Wähler haben in mehreren Zeitungen inseriert. "Gesucht wird eine starke, einsatzfreudige Persönlichkeit mit Einfühlungsvermögen in die vielfältigen Aufgaben einer Gemeinde mit ca. 8000 Einwohnern", hieß es zuletzt in unserer und in der Süddeutschen Zeitung.
Auf die Anzeigen hätten sich bereits "ein paar" Interessenten gemeldet, sagt Rodehack. Derzeit würden Bewerbungen gesichtet. In der engeren Auswahl sei aber noch keiner, denn dazu müssten erst Gespräche mit den Amtsanwärtern geführt werden. "Wir müssen überzeugt sein, dass der Kandidat zum Ort und zu unseren Ideen passt." Notfalls verzichte man auf einen Kandidaten. "Wir suchen nicht auf Teufel komm raus."
Auch die SPD-Fraktion sucht. Vorsitzender Richard Kaulitz ist aber nicht sehr zuversichtlich. Fünf potenzielle Kandidaten hätten bereits abgesagt. In Bayern sei es schwierig, einen Bewerber zu finden, der gegen einen CSU-Mann mit "Bürgermeister-Bonus" Chancen habe. Aber mit nur einem Kandidaten sei eine Wahl nicht demokratisch.

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Die SPD suche über Kontakte, nicht per Anzeige. Es sei Landtagsabgeordneter Dr. Paul Wengert mit ins Boot geholt worden. Auf Anzeigen, so Kaulitz, würden sich viele Interessenten melden, die vor allem das "Gehalt abgreifen" wollten. Ein geeigneter Bewerber "muss mit der Bevölkerung umgehen können - auch mit den kleinen Leuten." Er müsse rührig sein und ein Händchen für Geld haben.
Auch die Bunte Liste hatte laut Vorsitzendem Helmut Scharpf einen möglichen Kandidaten im Auge: "Über Wahlkampf lässt sich das Profil der eigenen Fraktion gut darstellen." Der Wunsch-Mann habe jedoch abgelehnt. Die Fraktion werde nun aller Voraussicht nach niemanden ins Rennen schicken.
Auch das Bürgerforum zaubert heuer keinen Kandidaten aus dem Hut (siehe auch Infokasten). Der Zusammenschluss, der bei der letzten Wahl 2003 einen Kandidaten außerhalb der politischen Reihen präsentiert hatte, wurde vor Kurzem aufgelöst.