für einheitliche Öffnungszeiten Viele Anrufer beim AZ-Lesertelefon Kritik an Gewerkschaft. Von Robert Domes Kaufbeuren Der Sonntag muss ein Ruhetag bleiben. Darin waren sich die Anrufer bei unserer gestrigen Telefonaktion zum Thema Ladenschluss einig. Dass der Sonntag grundsätzlich zum Einkaufstag wird, lehnen die Leser ab. An Marktsonntagen wünschen sie sich jedoch, dass auch die Geschäfte in der Stadt geöffnet haben. Hier sollte die Gewerkschaft nicht so streng sein. Am meisten kritisierten die Anrufer, dass die Ladenschlusszeiten in Kaufbeuren zu uneinheitlich sind.
Zwei Stunden lang stand das Lesertelefon gestern nicht still. Die Debatte um den Ladenschluss, angestoßen von der Gewerkschaft HBV durch ihre Anzeige gegen 19 Kaufbeurer Geschäfte, bewegte die Bürger. Allerdings stieß die Aktion der Gewerkschaft nicht auf breite Zustimmung. Frank Münch aus Kaufbeuren hält die Aktion für völlig übertrieben. Die Gewerkschaft solle wegen solcher Kleinigkeiten nicht so ein Theater machen, sondern sich besser um die schlimmen Auswüchse kümmern. 'Die sollen nicht den Marktsonntag versauen.' Sonst würde noch der letzte Kunde aus der Stadt auf die grüne Wiese vertrieben.
Auch Renate Neumann hält die Anzeigen der Gewerkschaft für 'nicht korrekt'. 'Ich war an dem Samstag in der Stadt und fand es super, dass die Geschäfte geöffnet waren.' Zwar halten Regina Zeller und Otto Zobel die Anzeigen gegen die Geschäfte für überzogen. Beide sind allerdings strikt gegen generelle verkaufsoffene Sonntage. 'Dann werden die Familien noch mehr als bisher auseinandergerissen', befürchtet Zeller. Zobel meint: 'Der Sonntag sollte eine gewisse Heiligkeit haben. Man sollte mal Zeit haben, zu sich zu kommen.' Kundenfreundlicher wäre ein Dienstleistungsabend, an dem möglichst alle Geschäfte bis 21 Uhr auf sind.
Die Anzeige der Gewerkschaft hält Rudolf Wurth für richtig: 'Entweder wir haben Gesetze oder wir sind eine Bananenrepublik.' Zum Sonntagseinkauf sagt er generell nein: 'Der Sonntag muss uns heilig sein.'
Heinrich Wörle aus Pforzen meint, zu einem Einkaufsabend sollten auch Behörden offen haben. Zum Thema Sonntagseinkauf erinnert er daran, dass auch die Verkäuferinnen ein Recht auf Familienleben haben. Auch Margit Neumayr aus Neugablonz fürchtet, dass die Familie ganz auf der Strecke bleibt.
Christa Scharpf aus Irsee findet einen Sonntagseinkauf schlecht: 'Ein bisschen mehr Ruhe könnte uns allen nicht schaden.' Es sei bereits eine Zumutung, dass die Bäcker sonntags arbeiten. Walburga Schmidt versteht nicht, warum die Bürger ständig einkaufen müssen: 'Die Leute haben doch alle einen Kühlschrank.' Und Johanna Wagner meint, wenn einem zum Beispiel das Brot ausgeht, könne man etwas vom Nachbarn borgen. 'Das fördert die Nachbarschaft und ist besser als wenn jeder mit dem Auto rumfährt.'
Antje Höbig vermisst vor allem einheitliche Öffnungszeiten in der Stadt. 'Wichtig wäre, dass sich die Geschäfte einigen und dass sich die Kunden darauf verlassen können.' Barbara Eckardt wünscht sich einen langen Samstag pro Monat. Auch Hannelore Rössler beklagt das Durcheinander. Sie fand die Öffnungszeiten früher besser. Detlef Steinfeld sagt, man sollte ganz zum alten Ladengesetz zurückkommen. Bei 55 Stunden Öffnungszeiten und 38 Stunden durchschnittlicher Arbeitszeit habe jeder 17 Stunden Zeit zum Einkaufen. 'Die Leute sollten ihre restliche Freizeit besser damit verbringen, ihre Kinder zu erziehen oder ein Buch zu lesen und nicht mit unsinnigen Erlebniseinkäufen.' Auch Hubert Riedle aus Baisweil hält nichts von zusätzlicher Einkaufszeit. 'Wer das fordert, soll sich mal an eine Ladenkasse hinstellen.' Er fordert eine Rückbesinnung: 'Es sollten nicht alle dem Mammon nachspringen.'