Artikel: Geboren mit dem letzten Böllerschuss

30. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Was aus den Neujahrsbabys von vor 30 und 40 Jahren wurde

Von Stefanie Dodel, Kirchberg/Buxach/Memmingen - Den letzten Böllerschuss habe sie noch gehört, damals, in der Silvesternacht vor 30 Jahren. Mehr hat Erna Bicker vom Jahreswechsel 1972/73 aber nicht mitbekommen: Eine halbe Minute nach Mitternacht ist ihre Tochter Manuela damals zur Welt gekommen. Etwa eine Stunde später hat ihr Mann Franz dann erfahren, dass er Vater des Memminger Neujahrsbabys geworden ist. 'Das hat der Silvesterfeier einen ganz schönen Schub gegeben', erinnert er sich. Zum Jahresanfang 2003 hat die Memminger Zeitung einmal nachgeforscht, was aus den Neujahrsbabys von vor 30 und 40 Jahren geworden ist. 50 Zentimeter war die zweite Tochter der Bickers damals groß und 3650 Gramm schwer. Mittlerweile sind daraus 1,65 Meter und 58 Kilogramm geworden. 'Ein bisschen hingetrickst hat man die Geburt schon', gibt Erna Bicker zu. 'Als ich am Silvesterabend ins Krankenhaus gekommen bin, hieß es gleich, dass sie das Neujahrsbaby wird.' Mit einer Saugglocke sei Manuela dann in einer schweren Geburt um Mitternacht auf die Welt geholt worden. Und die Strapazen haben sich doppelt gelohnt - zum Neujahrsbaby 1973 hat Erna Bicker einen Einkaufsgutschein im Wert von 100 Mark von der Memminger Zeitung dazu bekommen. 'Mit dem Geld hat sie sich einen Hosenanzug gekauft', weiß ihr Mann noch heute. Inzwischen ist Manuela Bicker selbst Mutter. Vor neun Jahren ist ihr Sohn Tizian zur Welt gekommen. Nach einer Bürokauffrau-Lehre macht sie derzeit eine weitere Ausbildung zur Altenpflegerin. Ob sie glaubt, dass man als Neujahrsbaby unter einem besonderen Stern steht? 'Das kann ich mir nicht vorstellen', antwortet die Kirchbergerin lachend. 'Aber der Geburtstag ist recht praktisch, weil man eigentlich nie eine eigene Party machen muss und trotzdem immer gut mit Freunden feiern kann.' In diesem Jahr könnte es aber sogar sein, dass Manuela Bicker den Jahreswechsel verschläft - sie hat an Silvester und Neujahr Dienst im Pflegeheim und wird sich dazwischen ausruhen.

1963 kein Baby am 1. Januar Mutter ist auch Christine Bittrich inzwischen. Sogar dreifache. Als Christine Bühler war sie 1963 zur Welt gekommen - als Fast-Neujahrsbaby am 2. Januar, 15.50 Uhr. Am Neujahrstag selbst war in diesem Jahr kein Kind in Memmingen geboren worden. 3000 Gramm war die Amendingerin damals schwer und 51 Zentimeter groß. Heute sind es 1,65 Meter. 'Sie ist damals reichlich überraschend 14 Tage zu früh zur Welt gekommen', erzählt ihre Mutter Anneliese Bühler. 'Wir hatten Silvester noch bei meiner Schwiegermutter gefeiert und dort fern gesehen, obwohl ich vor Schmerzen fast kaum noch sitzen konnte', erinnert sie sich. Ebenfalls beeilt hatte sich Paul Burret. Am 1. Januar 2002 wurde er geboren - genau vier Tage zu früh. 4100 Gramm brachte er auf die Waage. Nun sind es zehn Kilo. Gewachsen ist Paul in seinem ersten Lebensjahr um 23 Zentimeter. 'Laufen kann er noch nicht', erzählt seine Mutter, Ute Burret. 'Aber er ist etwas ganz besonders. Das wäre er auch, wenn er nicht an Neujahr Geburtstag hätte.'