Turbulente Tage erlebten Spielerinnen und Verantwortliche des Volleyball-Bundesligisten Allgäu-Team Sonthofen in den ersten Tagen des neuen Jahres. Wie berichtet, sind die beiden US-Amerikanerinnen Juliana Sanders und Kristin Kelley nach ihrem Weihnachtsurlaub nicht mit zurückgekehrt. Sanders nannte ihren kranken Vater als Grund. Es stellte sich aber heraus, dass dies nicht stimmte und sie lieber bei einem Verein in Puerto Rico spielen wollte. Kelley möchte möchte eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen. Vor dem Heimspiel am Samstag um 19 Uhr gegen den VCO Berlin sprachen wir mit Trainer Andi Wilhelm.
Hat der Abgang der beiden US-Spielerinnen für Unruhe in der Mannschaft gesorgt?
Andi Wilhelm: Nein, ich war überrascht, wie die Mannschaft das Ganze aufgenommen hat. Wir weinen ihnen keine Tränen nach. Beiden fehlte es sowohl am Trainingsfleiß als auch an der Einstellung. Das war auch für die anderen Spielerinnen, die sich voll engagieren, nicht immer einfach.
Sportlich läuft es dafür sehr gut. Ihr Team hat acht Punkte Vorsprung auf die beiden sieglosen Tabellenletzten Aachen und Chemnitz. Nach dem 3:0-Sieg in Aachen im letzten Spiel des vergangenen Jahres scheint der Klassenerhalt sicher zu sein.
Wilhelm: Ganz sicher kann man da nie sein. Aber natürlich sind unsere vier Siege eine hervorragende Ausgangsposition. Außerdem gehe ich natürlich davon aus, dass wir noch mehr Spiele gewinnen werden.

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Wie hat sich Neuzugang Norisha Campbell in die Mannschaft eingefunden? Wie wichtig war ihr Einsatz in Aachen?
Wilhelm: Sie trainiert ja schon seit längerer Zeit mit. Sie fügt sich schnell und unkompliziert ins Team ein. An der Feinabstimmung müssen wir aber noch arbeiten. Daher kam sie in Aachen auch noch nicht so zum Zuge wie ich das gerne hätte. Wir dürfen uns alle noch auf einige spektakuläre Punkte von ihr freuen.
Wie wichtig ist sie für die weiteren Spiele bis zum Ende der Saison?
Wilhelm: Ich hoffe, dass sie uns auch über die Saison hinaus zur Verfügung steht. Eine Spielerin mit internationaler Erfahrung und mit ihren athletischen Voraussetzungen ist immer ein Pluspunkt für eine junge Mannschaft.
In welchem Bereich kann sie euch helfen? Was sind ihre Stärken?
Wilhelm: Sie ist eine klare Verstärkung im Angriff und Block und wird so für unsere Außenangreiferinnen Entlastung bringen. Außerdem ist sie auch im Training hochmotivert und fordert auch von anderen volle Leistung.
Wie sind die Schwankungen im Team zu erklären? In Chemnitz gab es einen 3:0-Sieg, zu Hause gegen Stuttgart ein 1:3 und in Aachen wieder einen 3:0-Erfolg. Sind Aachen und Chemnitz nur Kanonenfutter für die anderen Erstliga-Teams?
Wilhelm: So große Schwankungen kann ich nicht feststellen. Das liegt eher am Druck, den ein anderes Team aufgrund seiner Leistungen auf uns erzeugt. Je besser die Aufschläge einer Mannschaft sind, desto mehr Fehler werden wir in der Annahme machen. Ich hätte mir gegen Stuttgart nur etwas mehr Kampf gewünscht. Stuttgart war an diesem Tag einfach stärker als wir.
Der VCO Berlin hat ungefähr das Leistungsniveau Ihres Teams. Mit welchen Erwartungen gehen Sie und Ihre Spielerinnen in dieses Match?
Wilhelm: Das Leistungsvermögen des VCO ist enorm hoch. Wir treffen hier auf die größten Volleyball-Talente hierzulande. Ich erwarte ein heißes Match. Natürlich wollen wir gewinnen, aber dafür müssen alle meine Mädels einen guten Tag haben und sich reinhängen. Jedoch leiden einige unserer Spielerinnen an einem grippalen Infekt, konnten nicht trainieren und gehen sicher geschwächt ins Spiel.
Nach dem Match gegen den VCO kommen drei "Hammerspiele" gegen Schwerin, Dresden und Vilsbiburg. Wie wichtig wäre ein Sieg am Samstag gegen Berlin?
Wilhelm: Wichtig vor allem für unser Selbstvertrauen. Unser Augenmerk liegt nicht auf diesen Hammerspielen. Schon vor Saisonbeginn war klar, dass wir uns auf "unsere" Gegner konzentrieren müssen. Die nächsten Wochen feilen wir verstärkt an der Athletik und Technik.