US-Konzern will sich von seinen europäischen Standorten trennen Isny (bgw). Der US-Mischkonzern Newell Rubbermaid mit Sitz in Freeport/Illinois will sich von 'Home Decor Europe' trennen. Dazu gehört Gardinia mit 700 Beschäftigten, davon rund 600 in Isny. Begründet wird dies mit dem 'unbeständigen Geschäft' der Sparte, die insgesamt Verluste schreibt. Ein Käufer wird noch gesucht.
Newell Rubbermaid verkündete seinen Aktionären die Absicht bereits Ende Juli im Bericht über das Konzernergebnis des zweiten Quartals. Das Geschäft von 'Home Decor Europe' habe im zweiten Quartal einen Netto-Verlust von 14,9 Millionen Dollar ausgewiesen. Zu 'Home Decor Europe' gehören Unternehmen in Frankreich, Italien, Spanien, Schweden, Deutschland sowie in Osteuropa. Die Gardinia-Belegschaft wurde bei einer Betriebsversammlung informiert, wobei Gardinia-Geschäftsleiter Reinhard Heidemann über einen künftigen Käufer oder einen Interessenten noch keine Auskunft geben konnte. Man wolle aber, so Heidemann, einen strategischen Partner finden und den Standort Isny erhalten. Gardinia schreibe schwarze Zahlen. Die Verluste bei 'Home Decor Europe' seien vorwiegend im südeuropäischen Markt sowie in Großbritannien mit dem gesamten Königreich angefallen. Hier laufe das Geschäft wie gewohnt weiter, sagte Heidemann. 'Wir versuchen, das in die richtige Richtung zu lenken.'Der US-Konzern Newell Rubbermaid hatte Gardinia im Jahre 1998 von den Erben des Firmengründers Adolf Wälder gekauft. Wälder, ein gebürtiger Stuttgarter, hatte nach dem Krieg in Isny aus kleinsten Anfängen mit seinem 'Deutschland-Patent für Vorhangschienen' die Gardinia mit insgesamt 1100 Mitarbeitern geschaffen. Mitte der 90er Jahre geriet Gardinia allerdings in leichte Schieflage. Selbst eine zweijährige unbezahlte Mehrarbeit von zwei Stunden pro Woche konnte den Verkauf an den US-Konzern nicht verhindern. Danach stellte Gardinia mit nur noch 650 Mitarbeitern Sonnenschutz, Markisen und Kunststofftechnik her. Auch das Bundeskanzleramt in Berlin wurde mit Lamellen-Vorhängen von Gardinia ausgerüstet. 'Wir hoffen auf Informationen, was wann passiert', sagt Betriebsratsvorsitzende Monika Koneberg, 'und dass der Verkauf keine Restrukturierung mit sich bringt. Es heißt, ein Interessent werde gesucht, aber es sei noch keiner da.' Bei den künftigen Verhandlungen gehe es in erster Linie um den Erhalt der Arbeitsplätze. 'Ich hoffe, dass diese Verhandlungen nicht in die Weihnachtszeit fallen', sagt Koneberg. Eingeschaltet wurde auch die IG Metall.