Biessenhofen/Ruderatshofen (af). - Die Futtertrocknung Ruderatshofen steigt aus dem Gasnetz aus. Sie will ihren Betrieb im nächsten Jahr umstellen und Hackschnitzel aus dem Allgäu verfeuern. Im Jahr darauf soll zudem in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) auf Hackschnitzelbasis Strom erzeugt werden. Er ist dann die erste Anlage ihrer Art im Landkreis. 8,5 Millionen Euro investiert die Genossenschaft nach Angaben ihres Geschäftsführers Karl Engert in das Projekt. Die Lieferung von Fernwärme an Firmen und Privatkunden - Anfragen gebe es bereits - sei zwar grundsätzlich denkbar, aber Zukunftsmusik. Denn diese Leitungen zu legen, sehe sich die Genossenschaft nicht in der Lage.Überlegungen, für die Trocknung von Gras den Energieträger zu wechseln, wurden erstmals vor zwei Jahren angestellt. Weil sich der Gaspreis rascher nach oben entwickelte als gedacht, entschloss sich die Genossenschaft, den Schritt um ein Jahr vorzuverlegen. Bei der Umstellung handele es sich um ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem die Genossenschaft den finanziellen Part übernehme, so Engert. Ferner sind daran unter anderem die Ostallgäuer Forstbetriebgemeinschaften, der Biomassehof in Kempten, Landwirtschaft und Forst beteiligt. Denn eine Umrüstung mache nur Sinn, wenn die Hackschnitzel auch aus dem eigenen Landkreis kommen: 'Wir wollen hier mit der Wertschöpfung beginnen.' Auf diese Weise könnten die Landwirte doppelt profitieren: Durch auf längere Sicht sinkende Preise für die Trocknung und durch die Zulieferung von Hackschnitzeln. Im ersten Jahr seien für die Trocknung 16 000 Tonnen nötig, wenn dann Ende 2007/Anfang 2008 das BHKW dazukomme, brauche die Anlage 30 000 Tonnen. Das seien rund 40 Prozent des Angebots aus dem Landkreis, sagte Engert im Gespräch mit unserer Zeitung.
Nachfrage steigt europaweit Europaweit steige die Nachfrage nach Grünfuttertrocknung. Dieser Trend sei auch in Deutschland nicht aufzuhalten. Für etliche Landwirte habe die Herstellung von Pellets betriebswirtschaftliche Gründe. In den getrockneten Stiften baue sich zum Beispiel das Karotin innerhalb eines Jahres nur um rund 50 Prozent ab, bei Silage sinke der Anteil im halben Jahr auf Null. Das bedeute, dass der Landwirt Vitamine zukaufen müsse. Ähnliches gelte für Eiweiß, das unter anderem für die Fleischproduktion wichtig ist. 'Dabei haben wir einen so guten Grasbestand, dass wir das Eiweiß selbst erzeugen könnten.'Bei der für Trocknung und Stromerzeugung gebrauchten Biomasse handele es sich ausschließlich um Waldhackschnitzel aus unbehandelten Hölzern, versicherte Engert. Alles andere sei im Antrag ausgeschlossen und auch schon deswegen nicht zugelassen, um die hohe Qualität der Pellets zu sichern. Untersuchungen des TÜV Bayern hätten zudem gezeigt, dass durch die Verwendung von Hackschnitzeln sowohl die Geruchsemission als auch der Feinstaubanteil sinkt. Die Anlieferung der bis zu 30 000 Tonnen jährlich bedeute eine Zunahme des Fahrzeugverkehrs von derzeit durchschnittlich 60 auf 66 bis 68 Bewegungen pro Tag. Um alle Aufgaben in der Anlage bewältigen zu können, sollen drei zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Geplant wurde die Hackschnitzel-Anlage vom in Abensberg ansässigen Ingenieurdienstleister Gammel Engineering, der als Spezialist in diesem Bereich gilt. Er hatte jüngst Gemeinderäte und Bürgermeister aus Ruderatshofen und Biessenhofen, auf dessen Flur sich die Futtertrocknung befindet, zu einer Besichtigungstour eingeladen. i Am heutigen Dienstag ab 20 Uhr nehmen die Gemeinderäte von Ruderatshofen als Träger öffentlicher Belange zu den Plänen Stellung. Eine eingehende Informationsveranstaltung für Bürger ist im Rahmen einer Gemeinderatssitzung in Biessenhofen für Dienstag, 17. Oktober, vorgesehen.