Viel Begeisterung beim Allgäuer Jugend-Trainingstag in Kempten. Von unserem Mitarbeiter Manfred Haag Kempten Nein, der Fußball-Begeisterung der Allgäuer Jugend hat das enttäuschende Auftreten der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2000 keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Als der FC Kempten und unsere Zeitung zu einem 'Jugend-Trainingstag' ins Kemptener Illerstadion eingeladen hatten, konnte Organisator Herbert Hegenbart bereits Mitte letzter Woche keine weiteren Anmeldungen entgegen nehmen, weil die Kapazitäten erschöpft waren. Und die Freude und Begeisterung, mit der die Zehn- bis 15-Jährigen sieben Stunden lang bei der Sache waren, sollte so manchem Elitekicker in diesem unseren Fußball-Lande Vorbild sein.
Das Ansehen des DFB-Auswahlteams hat beim Nachwuchs allerdings erheblich gelitten. Die Vorbilder der 'Kids' an der Auswahl ihrer Fan-Trikots unschwer zu erkennen kommen nicht mehr aus der Nationalmannschaft, sondern haben internationalen Rang und Namen. Ein 'Davids' war am Sonntag im Illerstadion ebenso auszumachen wie etwa ein 'Beckham', 'Kluivert' oder gar ein 'Zidane'. Allein Jancker und Scholl waren aus der Ribbeck-Truppe vertreten. Allerdings im Bayern-Dress. Ein einziges DFB-Trikot war auszumachen, aber die Begründung seines Trägers (Reinhard aus Thalkirchdorf: 'Ich habe heute morgen kein anderes gefunden') ist alles andere als ein Renommee für unsere offiziellen Landesvertreter.
Die Gründe, warum sie bis aus Kisslegg oder Füssen nach Kempten gekommen sind, sind ebenso simpel wie ehrenwert. 'Wir möchten das Fußballspielen lernen, weil wir Spaß daran haben', erklären während der Mittagpause bei Schinkennudeln und Salat unisono die Neunjährigen Christopher und Florian aus Füssen, denen das Abschneiden von Kahn, Matthäus & Co. bei der EM schlichtweg 'wurscht' war. Der gleichaltrige Lukas saß daneben und fügte nach einem ausgiebigen Schluck Spezi hinzu, dass 'wir trotzdem weitermachen, weil sich ja im deutschen Fußball was tun muss!' Der Grund, warum der elfjährige Johannes am Sonntag im Illerstadion viel Schweiß vergießen musste, war ebenso einleuchtend: 'Meine Mami hat das in der Zeitung gelesen und mich einfach angemeldet ohne mich zu fragen.'
Kompetente Trainer
Egal, ob die Initiativen von den 'Mamas Papas' ausgingen oder von Johannes & Co. selbst kamen, die Qualität der vier kompetenten Trainer war sicherlich ein wesentlicher Motivationfaktor, um zu zeigen, was man 'fußballerisch bereits drauf hat'. Klaus Felder und Ralf Schilling besitzen beide die A-Lizenz, sind DFB-Stützpunkt- und beim Bayerischen Fußballbund (BFV) Verbandstrainer. Herbert Spingler (B-Lizenzinhaber, Erster Vorsitzender, B-Juniorencoach beim FC Kempten) und Herbert Hegenbart (FCK-Jugend-Koordinator) haben beide für ihren Verein über 1000 Einsätze nachzuweisen.
In vier Gruppen eingeteilt 'rotierten' die insgesamt 73 Nachwuchskicker und konnten vor den erfahrenen Trainer beweisen, ob sie sich für Auswahlmannschaften empfehlen. Das Durchsetzungsvermögen in 'Eins-zu-Eins-Situationen' (Felder: 'Ein fundamentales Erfolgsprinzip im Fußball') stand am Vormittag im Mittelpunkt der Trainings-Einheit, u. Ralf Schilling erblickte einige Allgäuer Talente, die 'durch eine fundamentale Technik' glänzten.
Natürlich stellte sich sofort die Frage, ob sich Hegenbart und Spingler diese Namen notierten, um sie für den Nachwuchs des Bayernligisten in die Allgäu-Metropole zu holen. Aber Hegenbart konnte die anwesenden Vereinsvertreter beruhigen: 'Bis zu den D-Junioren sind die Kinder in ihren Heimatverein besser aufgehoben, weil dort stärker verwurzelt.'
Nach einer Fragestunde für die Eltern über den Werdegang der Talente in den Auswahlteams der jeweiligen Landesverbände standen nach der Mittagpause die Schulung koordinativer Fähigkeiten (Rhythmisierung, Differenzierung mit Stangen und Hütchen) und spaßbetonte Spielformen (Fußball-Rugby, Fußball-Frisbee) auf dem Programm.
Blieb die Erkenntnis: Fußball kann auch in Deutschland noch Spaß machen.