Von Manuel Stangorra, Memmingen - Charmant ihr Äußeres - furios ihr Spiel! Auf diese Formel lässt sich der Auftritt der Jazz-Organistin Barbara Dennerlein verkürzen. Rund 300 Zuhörer in St. Martin lauschten mit gespitzten Ohren ihren breitgefächerten, ausdrucksstarken Titeln. Und denen von Jürgen Grimm. Mit dem Heimertinger Jazz-Pianisten teilte sich Dennerlein den Auftritt. Beide gewannen kürzlich in Hannover den Preis 'Jazz und Kirchenorgel' der Niedersächsischen Lottostiftung. Das Meeting bildete den Abschluss der kleinen Improvisations-Konzertreihe, die Dekanatskantor Eberhard Roß vorbildlich zusammengestellt hatte. Zunächst spielte Grimm, der mittlerweile in Köln lebt: Er ist ein eher unscheinbarer Typ, der es aber musikalisch in sich hat. Aus Cole Porters 'Everytime we say goodbye' holte er eine verblüffende Weichzeichnung der Streicherregister heraus, verfiel bisweilen in rührenden Soft-Schmalz und reizte die Sept-Non-Akkordik aus. Durchaus klassisch geprägt ist sein Improvisationsstil, den er ohne irgendwelche schriftlichen Fixpunkte darlegte. Mal rollte er den kühnen Klangteppich für ein 'Klarinettensolo' aus oder fummelte brasilianisch ('Wie die Fußballer') unbeschwert an den 240 Tasten der Goll-Orgel im 'Voce abuso' des Brasilianers Ivan Lins. Auch nahm er Titel, die Count Basie liebte ('In the wee small hours'), mit ins Programm oder erprobte mit Erfolg seine avantgardistische Eigenkomposition 'Steps', die ein wenig an die 'Dallas'-Titelmelodie erinnerte. Dennerlein selbst trat erst nach 55 Minuten auf die Empore. Jahrgang 1964, in München geboren, ist sie seit über zwei Dekaden - auch mit eigenem Platten-Label - tief in der Jazz-Szene verankert, diesseits wie jenseits des Atlantiks.
Enger, weiblicher In Memmingen widmete sie sich ausschließlich der Kirchen-Orgel, auf der sie gelegentlich fremdgeht, denn verheiratet ist sie mit der Hammond-Orgel, dem Instrument, mit dem sie aufwuchs, was sie stilistisch nie verleugnen kann. Sie spielte enger in der Amplitude, kniffliger, man möchte urteilen: 'weiblicher' als ihr Partner. In ihrer Eigenkomposition 'Introduktion' kehrte sie ihre lyrischen Facetten hervor. Ebenso in 'I miss you'. Indianermusik imitierend, indem sie die Register nur halb herauszog, verlieh sie so den Klängen exotischen Panflötentouch. Überhaupt brach Dennerlein manchmal spontan in extreme Tonbereiche ein. In diesen Fällen untermalte sie damit den emotionalen Ausnahmezustand der Thematik. i Wer mehr Informationen über Barbara Dennerlein wünscht, findet (fast) alles auf ihrer exquisiten Homepage unter www. Barbaradennerlein. de