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Fundgrube für Familien und Vereine

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Fundgrube für Familien und Vereine

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    von Armin dorner |Opfenbach"Wer die Vergangenheit nicht ehrt - verliert die Zukunft". Dieser Ausspruch von Friedensreich Hundertwasser prangt unübersehbar im Gemeindearchiv im Keller des Opfenbacher Rathauses. Der 69-jährige Gebhard Straub ist seit einem Jahr dabei, die Dokumente zu sichten und zu ordnen.

    Von Fachleuten aus Lindau, Ravensburg, Wangen, von Westallgäuer Heimatpflegern, Kreisarchivar Werner Dobras und seiner Nachfolgerin Bettina Deubel hat er sich wertvollen Rat geholt. "Über den Winter", sagt der frühere Kommunalpolitiker, will er ein sogenanntes Findbuch erstellt haben, in dem alle Archivalien katalogmäßig zum Nachschlagen verzeichnet sind.

    Als erstes ist im nächsten Jahr eine Ausstellung "Schule gestern und heute" geplant. Denn ein Archiv müsse lebendig bleiben, indem wichtige Schaustücke der Öffentlichkeit gezeigt werden. Straub hat schon drei Ausstellungen gemacht, über Bürgermeister, Radfahrer und das Seniorenheim, die jeweils von Hunderten besucht worden sind. "Die Menschen dürfen den Bezug zur Vergangenheit nicht verlieren", hebt er hervor.

    Das Opfenbacher Archiv hat einige Schätze zu bieten, die Straub entdeckt hat. Seit 55 Jahren hat sich niemand mehr so akribisch um das historische Gut gekümmert. Für Straub, der 43 Jahre in der Staudachmühle beschäftigt war, könnte es eine Lebensaufgabe werden. "Seit ich diese Aufgabe vor einem Jahr entdeckt habe, fühle ich mich in der Rente wohl", sagt er.

    Die Lehrerin Veronika Fink hat drei Bände über Opfenbacher Geschichte hinterlassen, die 1953 abbrechen. Josef Lau, Schulleiter in Immenstadt und gebürtiger Opfenbacher, hat Mitte der Zwanziger Jahre ein "Opfenbacher Lexikon" aufgezeichnet, in dem jedes Haus, jede Familie vermerkt ist. "Eine unerschöpfliche Quelle" ist Straub begeistert.

    Der Archivbestand reicht - was selten ist - bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts zurück. Kein Feuer und kein Krieg konnten dem Altbestand etwas anhaben. So findet man unter anderem gebundene Gemeinderatsbeschlussbücher von 1830 bis 1948, die Bürgermeister und deren Vorgänger lassen sich bis 1803 zurückverfolgen; es finden sich die Personalausweisanträge von 1250 Opfenbacher Bürgern, von 1946 bis 48, nach Familien geordnet.

    Bisher hat der geborene Opfenbacher das Archivgut gereinigt und in 520 Titeln angelegt, mehr als 100 Bücher sortiert. "So kann die Verwaltung jederzeit auf das Archiv zugreifen und für Anfragen der Bürger nutzen", legt Straub die Vorteile eines geordneten Archivs dar. So ein Archiv könne Vereinsjubiläen durch begleitende Ausstellungen bereichern und beim Erstellen von Chroniken behilflich sein.

    Gute kommunale Kontakte

    Straub pflegt seine guten kommunalen Kontakte, die er in 30 Jahren als Kreisrat und 24 Jahren als Gemeinderat gesammelt hat. Die Menschen vertrauen ihm inzwischen ihre Unterlagen der Familiengeschichte an.

    Straub merkt an, dass er keineswegs dem Ortsheimatpfleger Franz Steinbauer ins Gehege kommen wolle. Der widme sich anderen Aufgaben. Seine Vorliebe bleibe das Archivwesen und Ausstellungen. Straubs Zukunftspläne sehen ein Archivdepot für die Opfenbacher Vereine und eine sogenannte Familienfundgrube vor. Das Archivgut bleibe im Eigentum der Vereine und Familien, es werde aber im Gemeindearchiv untergebracht und verwaltet. Straub weiß aus Erfahrung, dass zum Beispiel beim Generationenwechsel die Familien gerne ihr Archivgut in gesicherte Hände zur Aufbewahrung geben möchten.

    "Sonst landet es möglicherweise auf dem Wertstoffhof", sorgt er sich.

    Straub wehrt sich dagegen, eine Heimatstube oder gar ein Museum daraus zu machen. Er geht den umgekehrten Weg und wird dabei unterstützt von der Gemeinde, die nicht nur die Räume zur Verfügung stellt, sondern auch für moderne, bewegliche Regale und Aufbewahrungskartons tief in die Tasche greift.

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