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Für jeden Spruch nen Aufkleber

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Für jeden Spruch nen Aufkleber

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    Von Rosemarie Schwesinger Immenstadt - 'Er weiß nicht, was er sagt, aber er meint es genau so' - mit diesem Zitat von Ottfried Fischer ist das Programm 'Kein Grund zur Veranlassung' des schrägen Dauerquasslers Rolf Miller pfeilgenau auf den Punkt gebracht! Zum Abschluss des diesjährigen 'Immenstädter Sommers' sorgte der mit allerlei Preisen dekorierte Comedy-Star ('Jeder Preis sucht gnadenlos seinen Träger') im - nur temperaturmäßig versteht sich - leicht unterkühlten Klostergarten für jede Menge Spaß, Marke Hausmannskost!Die Immenstädter sind verwöhnt - hatten sie doch heuer bereits Deutschlands beste Kabarettisten zu Gast! Was Rolf Miller allerdings wenig scheren dürfte, schließlich hat er mit seinen skurrilen Stammtisch-Weisheiten, seinen hinterhältigen Wortverdrehungen und Satz-Amputationen seine eigene Masche. Und die zündet immer wieder Lachsalven! Da räkelt sich einer bequem auf dem Stuhl und quatscht ungefiltert munter drauf los - über Gott und die Welt, über aktuelle familiäre Beziehungsgeflechte und vergilbte 'New-Age'- Bewegung. Letzteres dingfest gemacht bei 'dem Schwager Seine', die im 'mundgetöpferten Erleuchtungsgewand' für jeden Spruch 'nen Aufkleber hat - und dem Erzähler auch ansonsten schwer auf den Geist geht. Er sei ja tolerant 'Nasenring in Zunge, das ist seins, hat er wenigsten keinen Eisenmangel - so lange er nicht aus der Familie ist'.

    Aber gegen dem Schwager Seine, die gegen alles protestiert und für Umwelt und so ist und 'in Kinnergarte um´s Eck mim Volvo fährt', und gegen die 'alleinerzogenen Mütter', da hat er schon was. Die Kinder übrigens auch ('Mamma, müssen wir heut wieder machen, was wir wollen'), hatte Miller herausgefunden. Nicht, dass ihn Klima und Natur ('Das hat´s ja immer schon gegeben') nicht interessierte, aber 'die da wollten die Welt verbessern - und herausgekommen sind Cola-Pfand und Maut'!Neben globalen Betrachtungen ('Ein Krieg ist friedlich nicht lösbar') und solch Alltags-Weisheiten wie 'Wenn ich heut ein´ Kredit will, muss ich nachweisa, dass ich kein brauch', oder tiefschürfenden Reflexionen so genannter Wohlfühlzentren, 'wo einer in der Klangmuschel im Koma liegt', nahm der Miller vor allem den zwischenmenschlichen Bereich aufs Korn: 'Probleme in der Beziehung können sich auch aufs Privatleben auswirken'. Und was Eheschließungen anbelangt, da wusste er: 'Für mich is des jetzt scho sei zukünftige Ex'! Dann hat er noch einen ganz besonderen Freund, den Achim, der beim Sommerfest (mit reichlich Bier und dem unter mysteriösen Umständen zerrissenen Rock einer unholden Maid) von Polizisten 'wegen Verdachts auf Ähnlichkeit' verhaftet wird. Millers Dunstkreis umschwirrten desweiteren noch ein Künstler, der mit Hilfe von Betonmischer und Sponsoren seine Objekte gestaltet, die dann den städtischen 'Kreisel' zieren und ein impotenter Vater, der selbiges immer nur ist, 'wenn sie dabei war'. Völlig egal, wovon dieser Bierzelt-Schwadronierer redet - ob von Traumfrauen, 'die eine eigene Meinung haben sollen, aber stark genug sind, diese für sich zu behalten', von Hochwasserversicherung im Osten oder Brustvergrößerung, Schulsystem und Drogen ganz allgemein - wie er das Ganze in skurrilen Halbsatz-Verdrehungen artikuliert, das macht ihm so leicht keiner nach - und sorgt auf jeden Fall für launige Unterhaltung und kräftige Zwerchfellmassage.

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