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Für hochbegabte Kinder ist das Leben oft nicht einfach

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Für hochbegabte Kinder ist das Leben oft nicht einfach

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    Unterallgäu (emf/sie). - In den Medien werden sie oft als 'Superhirne' vorgestellt, als Gedächtnisgenies und Rechenweltmeister. Die Rede ist von Hochbegabten, die von vielen beneidet werden. Probleme? 'Was sollen denn die schon für Probleme haben?' lautet die verständnislose Frage, wenn etwas dergleichen laut wird. Die Realität sieht anders aus. Für Hochbegabte, wissen Sabine Hartmann aus Irsee und Marlene Mayer aus Warmisried, ist das Leben oft alles andere als einfach. Beide haben hochbegabte Kinder, beide haben erlebt, dass diese im herkömmlichen Schul- und Bildungssystem Leidenswege durchlaufen mussten. Nun wollen die beiden eine Selbsthilfegruppe gründen. Von Geburt an war Alyssa anders als andere Kinder. 'Schon in der Klink hob sie das Köpfchen', erinnert sich ihre Mutter Sabine Hartmann. Vom ersten Schrei an entwickelte sich das kleine Mädchen sehr schnell. Schneller als ihre Altersgenossen. 'Sie raste durch ihre Kindheit,' beschreibt es ihre Mutter. Alyssa ist hochbegabt, stellte ein Psychologe schließlich per IQ-Test fest. Das bedeutet, dass ihr Gehirn ungewöhnlich schnell arbeitet und sie daher oft gelangweilt und unterfordert ist. Alyssa hatte Glück. Denn bei ihr wurde die Hochbegabung schon früh erkannt. Marlene Mayers Sohn Tobias, heute 23 Jahre alt und von Beruf Schreiner, durchlebte dagegen eine wahre Odysee. Der junge Mann lebt zurückgezogen, traut sich nicht in die Öffentlichkeit.

    Auch sein IQ liegt jenseits der 120-Punkte-Marke. 'Sie haben ein gestörtes Kind,' sagte die Erzieherin damals im Kindergarten zu seiner Mutter. Und auch in der Schule beteiligte sich der verhaltensauffällige Bub nicht am Unterricht, erzählt Marlene Mayer. 'Alles ist blöd, keiner versteht mich,' sagte der Erstklässler, wenn er nach der Schule heim kam. Nach drei Monaten war Tobias 'ein Fall für die Sonderschule'. Doch seine Mutter gab nicht auf. Tobias wiederholte die erste Klasse. Am Ende der zweiten Klasse landete er dann doch in der Sonderschule, wo er ebenfalls keinen Tritt fasste und ständig auffiel. Im Alter von 14 kam Tobias schließlich in die Psychiatrie. Und erst sieben Jahre später diagnostizierte ein darauf spezialisierter Psychologe, dass Tobias hochbegabt ist. Doch das war für den jungen Mann zu spät. 'Er hat keinen Mut und kein Selbstvertrauen mehr,' sagt seine Mutter, die der Schule einen Teil der Schuld gibt. Alyssa und Tobias sind nur zwei Beispiele für hochbegabte Kinder. Sie sind keine Einzelfälle. Damit es anderen Kindern nicht ebenso ergeht, wollen Sabine Hartmann und Marlene Mayer eine Selbsthilfegruppe gründen und ihr den Namen 'Ufo' geben. 'Es ist,' urteilt Hartmann, 'bis heute nicht gelungen, Hochbegabungen zu erkennen und zielgerichtet zu fördern.' Sie fordert deshalb einen differenzierten Unterricht und mehr geschulte Lehrer. Die geplante Selbsthilfegruppe soll überforderten Eltern helfen, schnelle und pragmatische Lösungen für das Kind in seinem gesamten sozialen Umfeld zu finden. Um ihr Ziel zu erreichen, wollen sich Hartmann und Mayer auch intensiv mit Erziehern und Lehrern austauschen. i Wer sich für die Gruppe 'Ufo' interessiert, schreibt an die e-mail-Adresse Marlene_Lorence@t-online. de oder ruft Marlene Mayer an unter der Nummer (08269) 960885.

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