Emmi Hailer strickt "in jeder freien Minute". Waren es früher noch Pullover, Mützen, Socken und sogar einmal ein Hosenanzug, so fertigt sie heutzutage mit flinken Fingern und klappernden Nadeln meist quadratische Flecken, 20 mal 20 Zentimeter groß. Alles rechts gestrickt. "Das kann man gut beim Fernsehen machen, braucht nicht nachzudenken", sagt die 69-Jährige.
Emmi Hailer ist eine von rund 15 guten Geistern in Sulzberg, die fast täglich daran arbeiten, gestrickte Patchworkdecken zu produzieren. "90 Decken haben wir dieses Jahr schon gefertigt, das ist enorm," freut sich Annette Hackbarth, neue Leiterin des Frauenkreises, der seit 18 Jahren strickend Gutes tut.
Ursula Landerer war 1990 eine der Initiatorinnen. Wobei die 78-Jährige freimütig zugibt, dass das Deckenstricken nicht ihre Idee war. In der AZ habe sie Ende der 80er Jahre von einer Frauengruppe aus Krumbach gelesen, die Decken für ein Lepradorf in Tanzania strickte. "Da habe ich mir gedacht, das können wir in Sulzberg auch", sagt die Seniorin. Gesagt, getan.
Dutzende helfende Hände
Nach einem Aufruf beim Herbstmarkt fanden sich gleich Dutzende von helfenden Händen, die fortan regelmäßig strickten. Darunter auch Frieda Guggemoos und Mathilde Schütz. "Am Anfang hatte ich noch Angst, dass die Wolle ausgehen könnte", erinnert sich Landerer. Doch die Sorge sei unbegründet gewesen. Mal hat der Frauenkreis Material aus der Auflösung eines Wollladens bekommen, mal von der Firma Kunert und nach einem Aufruf bei der Bezirksversammlung des Katholischen Frauenbunds sei gleich ein "ganzer Viehanhänger voll Wolle" vor dem alten Rathaus in Sulzberg gestanden. Dort treffen sich die Frauen regelmäßig.

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Und falls die Wolle doch einmal knapp werden sollte, "dann trennen wir eben alte Pullis auf", sagt Elfriede Amann, die ihr Strickzeug fast überall dabei hat. "Da macht es mir auch nichts aus, wenn ich beim Arzt einmal zwei Stunden warten muss."
Damit die Decken ansprechend aussehen, werden zwei oder drei Farben zusammen zu einem Strickfaden als Knäuel zusammengewickelt. Dafür ist die Älteste in der Runde zuständig, Anna Zobel (84). Das sei eine beruhigende Tätigkeit zudem "ein sinnvoller Zeitvertreib". Afra Herb (73) ist am Schluss fürs Zusammenhäkeln der 48 Quadrate zu einer 1,20 mal 1,60 Meter großen Decke verantwortlich. Auch sie ist eine begeisterte Handarbeiterin, hat früher sogar Edelweißhosenträger gestickt "bis mir die Finger weh getan haben".
Dankbar für Wollspenden
Nach Tanzania gehen die Decken heute nicht mehr. Das Porto für die Pakete sei enorm angestiegen und dann sei auch Zoll für das Selbstgestrickte verlangt worden. Jetzt wird das Handgemachte meist nach Weißrussland gefahren. 22 Decken sind vor kurzem auch über "Humedica" zu Hilfsbedürftigen gebracht worden. 1600 Decken für den guten Zweck sind in den vergangenen Jahren von den guten Geistern - die immer dankbar für Wollspenden sind - gefertigt worden.
Im Winter kommen die Frauen regelmäßig zusammen, "nicht nur zum Stricken, sondern auch, um zu tratschen und zu lachen", sagt Annette Hackbarth. Sie selbst zog vor sechs Jahren nach Sulzberg, wollte etwas Sinnvolles tun und dabei andere Frauen kennenlernen.
Jetzt ist sie im Sportverein, leitet den Frauenkreis "und kennt schon mehr Leute als ich", schmunzelt Elfriede Amann, ihre Nachbarin.
Mitstrickerinnen sind willkommen, ebenso Wollspenden. Infos gibt Annette Hackbarth, Telefon (08376) 929792.