Von Sandra Baumberger |AmbergEigentlich ist Erika Trautweins Arbeitszimmer nicht ungewöhnlich. Es steht ein Schreibtisch drin und ein Computer drauf, es gibt ein Sofa - und bestimmt an die 100 Rosenkränze. Und das ist nun doch ein wenig ungewöhnlich. Sie baumeln, farblich sortiert, neben dem Bildschirm. Modelle aus bunten, teils glitzernden Glas- und Kunststoffperlen, andere aus filigranen Metall-Hohlperlen und wieder andere mit Sternen, Herzen oder facettierten Romben. Sogar Zehnerrosenkränze, gewissermaßen das Reisemodell, sind zu finden.
Aber Trautwein ist keine passionierte Sammlerin und auch nicht besonders gläubig: "Ich hab' damit wenig am Hut", gibt sie zu und ergänzt lächelnd: "Ich habs mehr mit dem Verkaufen." Denn sie betreibt im Internet einen Online-Shop für Rosenkränze, Perlen und Zubehör. Die Ursprünge ihres Unternehmens sind jedoch durchaus christlicher Natur und eng mit der Mutter ihres Freundes, Anna Kubetz, verbunden. Die hörte vor fünf Jahren einen Spendenaufruf: Für die Ostpriester-Hilfe wurden Rosenkränze gesucht. Und so machte sich die ehemalige Mitarbeiterin der Neugablonzer Schmuckindustrie ans Werk: "30 Stück hab ich zusammengebracht", erzählt die 74-Jährige. Gleichzeitig habe sie so die vielen Modeschmuck-Perlen in ihrem Besitz sinnvoll "entsorgen" können.
Dass aus der Aufräum- und Spendenaktion dann erheblich mehr wurde, ist ihrem Sohn zu verdanken und der damaligen Arbeitslosigkeit seiner Freundin. Da sie ohnehin zu Hause war, hatte er ihr vorgeschlagen, die von Kubetz handgefertigten Rosenkränze versuchsweise im Internet anzubieten - mit unerwartetem Erfolg. Mehrere tausend Rosenkränze hat Anna Kubetz seither in akribischer Handarbeit gefertigt.
Alles, was sie dafür braucht, sind gute Augen, ein Rundzängchen, Perlen, Drahtstifte, die Glieder einer Schmuckkette und - je nach Art der Perlen - etwa eine Dreiviertelstunde Zeit. "Ich mache mir keinen Stress, das ist schließlich mein Ruhestand", sagt die ehemalige Mesnerin aus Germaringen. Großaufträge lehnen sie und ihre Geschäftspartnerin Erika Trautwein deshalb meist ab.
Großkunden gibt es aber gleichwohl. Das Niedersächsische Staatstheater in Hannover zum Beispiel, das nun schon zum zweiten Mal für eine Aufführung 20 möglichst unterschiedliche Rosenkränze geordert hat. Oder einen Sammler in der Schweiz, der ebenfalls im Dutzend kauft. Überhaupt sind die Rosenkränze aus Amberg mittlerweile fast schon in der ganzen Welt vertreten: In Österreich und der Schweiz, in Spanien, Frankreich, Schweden und den USA gibt es sie und wer weiß, wohin sie von Deutschland aus schon verschenkt wurden.

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Rosenkränze liegen im Trend. Nicht nur bei Gläubigen, sondern auch bei Modebewussten. "Durch Madonna und David Beckham sind die richtig modern geworden", sagt Erika Trautwein und Anna Kubetz ergänzt: "Der hat ja gleich vier umhängen.
" Sie selbst würde diesem Beispiel nicht unbedingt folgen. "Ich hab' in jeder Jacke und jeder Tasche einen Rosenkranz. Aber zum Beten." Das Rosenkranz-Beten ist sehr wertvoll - "für die Ewigkeit - für jetzt vielleicht weniger". Dass viele ihre Rosenkränze vor allem aus modischen Gründen tragen, stört sie nicht. Denn: "Jemand, der gar nichts glaubt, hängt sich keinen um. Und vielleicht nimmt er ihn ja auch mal zum Beten."