Ausschuss Im Prinzip ja, aber kein Überblick über Anschließer">

Artikel: Für Fernwärmenetz fehlen grundlegende Zahlen

10. November 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ausschuss Im Prinzip ja, aber kein Überblick über Anschließer

Marktoberdorf | af | Die Stadt stimmt der Nutzung von Fernwärme von der Futtertrocknung bei Geisenhofen, erzeugt aus Biomasse oder von gleichwertigen Lieferanten, zu. Gleichzeitig soll ein Arbeitskreis mit dem Ziel, in weitere Verhandlungen zu treten, einen unterschriftsreifen Vertrag ausarbeiten. Diesen Empfehlungsbeschluss fasste der Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss in seiner jüngsten Sitzung. Die wiederum brachte den Mitgliedern nicht die erwartete Erhellung des Themas, sondern eher Verdruss.

Seit geraumer Zeit steht die Futtertrocknungsgenossenschaft Ruderatshofen mit der Stadt in Verhandlung. Es geht um den Bezug von Fernwärme auf einer Strecke bis zum Schulzentrum. Eine Versorgungsleitung liegt bis zum Traktorenhersteller AGCO/Fendt, der inzwischen Fernwärme abnimmt. Dort ist auch eine Übergabestation geplant, von der aus das weitere Netz betrieben werden könnte.

"Die Chance ergreifen"

In der Sitzung zeichneten sich zwei Strömungen ab: Eine Gruppe wollte zuerst einen Grundsatzbeschluss zur Fernwärme festgeschrieben haben und sich dann mit der Ausweitung des Netzes befassen. Die andere wollte erst in etwa wissen, mit wie vielen potenziellen Anschließern zu rechnen ist. Dabei wurde deutlich, dass Fernwärme grundsätzlich bereits vor einem Jahr favorisiert worden sei.

Stefan Sendl vom gleichnamigen Ingenieurbüro in Peißenberg erläuterte zunächst seine Ergebnisse. Er hatte die Aufgabe, die bislang vorliegenden Zahlen zu prüfen. Danach ist ein Wärmenetz im bisher vorgesehenen Umfang bis hin zum Schulzentrum für die Stadt rentabel. Denn die Genossenschaft erhalte mehr Geld für ihre Stromeinspeisung, wenn sie auch mehr Wärme liefert. Dies wiederum wirke sich positiv auf den Wärmebezugspreis aus. "Das ist eine Chance, die Sie ergreifen sollten", empfahl Sendl. Es eröffne sich auch die Möglichkeit, beim Netz an Bereiche zu denken, die sonst vielleicht nicht in Frage gekommen wären.

Bisher liegen die Kosten für die Stadt bei knapp 3 Millionen Euro. Davon flössen rund 2 Millionen in die Leitung bis ins Schulzentrum, der Rest in die Übergabestelle, weil dort ein separater Wärmetauscher und Pumpen nötig seien. Deswegen und wegen des Wärmeverlustes an dem Punkt sei zu klären, ob eine "Leitung aus einem Guss" bis nach Geisenhofen nicht günstiger ist.

Knackpunkt, so Sendl, sei die Frage: "Wo wollen wir hin, wo können wir hin?" Deshalb sei ein Wärmekataster unabdingbar. Dies aufzustellen, dauere etwa drei Monate. Das aber sei Aufgabe der Stadt.

Zahlen in Sitzung erwartet

Genau daran rieben sich die Stadträte, die sich in der Sitzung zu Wort gemeldet hatten. Denn ein solches Kataster hätte nach ihrer Meinung längst erstellt werden können. Dieses sei nötig, um entscheiden zu können, in welchem Umfang ein Fernwärmenetz Sinn macht und wie groß die Hauptleitung dimensioniert sein muss. Die Vorlage dieser Zahlen hatten sie sich und die Zuhörer vom Sitzungsabend versprochen. Deshalb kam auch nicht mehr zur Sprache, wie eine Betreibergesellschaft aussehen kann und welche Rolle die Stadt dabei spielt.

Bürgermeister Werner Himmer schlug vor, eine Arbeitsgruppe zu bilden, um die Angelegenheit weiterzubringen.

Dieser sollen neben Vertretern der Futtertrocknungsgenossenschaft und des Ingenieurbüros, das die Fernwärmeanlage konzipiert hat, je ein Vertreter jeder Fraktion, der Stadtverwaltung und Stefan Sendl angehören.