Füssen/Nesselwang(asp). - Kaum war über Rundfunk und Fernsehen am Samstag die Nachricht vom Tod von Papst Johannes Paul II. verkündet, läuteten in Füssen die Kirchenglocken. Knapp eine halbe Stunde lang als spontane Reaktion auf die Kunde aus Rom. Wann in den Kirchen des Dekanates Füssen ein Requiem für den Papst gehalten wird, stand gestern noch nicht fest. Der Tod des Papstes weckte Erinnerungen an persönliche Begegnungen mit dem Heiligen Vater. Beispielsweise an das Jahr 2000, als der Füssener Pater Franz Xaver Seelos in Rom vom Papst selig gesprochen wurde. Am 9. April jährt sich diese Seligsprechung zum fünften Mal. Etliche Füssener waren bei dieser Zeremonie auf dem Petersplatz dabei. Auch Stadtpfarrer Karlheinz Knebel. 'Das war eine Begegnung mit dem Papst', erinnerte er sich gestern gegenüber unserer Zeitung, 'aber keine persönliche.' Wie andere aus Füssen befand sich Knebel 'unterm Volk'. Nicht so bei einer Privataudienz etliche Jahre zuvor. Damals wurden alle Dekane des Bistums Augsburg mit dem damaligen Bischof Stimpfle vom Papst in dessen Privatbibliothek empfangen. Johannes Paul II. drückte jedem die Hand. Den Füssener Stadtpfarrer verbindet aber nicht nur diese Begegnung mit dem Papst, er hat zu ihm eine besondere Beziehung: 'Karol Wojtyla wurde im gleichen Jahr Papst, in dem ich zum Priester geweiht wurde.' Das war 1978. Seither war Knebel täglich mit Johannes Paul II. in der Messe im Gebet verbunden. Eine besondere Begegnung mit dem Heiligen Vater erlebten auch der frühere Leiter der Berufsschule in Füssen, Helmut Härtl aus Nesselwang und seine Frau Bruni. 'Das war ein einmaliges Erlebnis', schwärmen sie von der Frühmesse in der kleinen Hauskapelle der Sommerresidenz des Papstes in Castell Gandolfo. Nur die Härtls aus Nesselwang, ein paar Ordensschwestern aus Spanien und Dr. Josef Clemens, der damalige Sekretär von Kardinal Ratzinger, waren in der Kapelle dabei. 'Bleiben Sie bitte noch da, der Papst will Sie sprechen', wurde den Härtls gesagt. Kurz darauf kam der Heilige Vater und plauderte mit ihnen eine gute halbe Stunde lang. 'Grüßen Sie Bayern von mir, ich segne Bayern', sagte der Papst zum Abschied. Helmut und Bruni Härtl sind mit Dr. Clemens befreundet. Sie kennen ihn schon seit dessen Kinderzeit. Mit Hilfe dieser Freundschaft wurde schon manche Tür in Richtung Vatikan geöffnet. Josef Clemens arrangierte über Kardinal Ratzinger die eine oder andere persönliche Audienz beim Papst. Beispielsweise für den früheren Nesselwanger Pfarrer Franz Gress und eine Reisegruppe aus der Pfarrei Nesselwang. Auf diese Weise wurde einmal auch dem Liederkranz Füssen geholfen für ein Besuchsprogramm in Rom, wie es nicht jeder geboten bekommt.
Liederkranz gestaltet Audienz Unvergessen beim Liederkranz ist der Rom-Aufenthalt im Frühjahr 1986 im Rahmen einer Fahrt in die Füssener Partnerstadt Palestrina. 'Wir durften die Papstaudienz auf dem Petersplatz musikalisch gestalten', erzählte Liederkranz-Vorsitzender Josef Selzer: 'Das war ein sehr großes Erlebnis für mich.' Aber nicht nur für ihn. 'Danke für den schönen Gesang', sagte der Heilige Vater, als er dem Dirigenten Georg Willecke die Hand drückte. Der Heilige Vater suchte das Gespräch mit den Sängern aus Füssen. 'Wo kommen Sie her?' fragte er beispielsweise das Chormitglied und den heutigen Diakon von St. Mang, Fredl Hofmann: 'Aus Füssen im Allgäu', antwortete Hofmann. 'Das kenn' ich nicht', sagte der Papst. 'Füssen gehört zur Diözese Augsburg', ging der kurze Dialog weiter. Und dann wusste der heilige Vater in etwa Bescheid. - Dr. Josef Clemens wurde im vergangenen Jahr Bischof. Im Vatikan ist er zuständig für die Organisation des Weltjugendtages im August in Köln . Seit Wochen bereitet auch das 'Jugendtagsteam' des Dekanates Füssen dieses Treffen vor. Es wird trotz des Todes von Johannes Paul II. stattfinden. 'Wir werden in Köln sicher die Gelegenheit nutzen, und uns noch einmal vom Papst verabschieden und für ihn beten', sagte gestern der Füssener Pastoralreferent Christian Schulte. 'Und wir werden den neuen Papst begrüßen', ergänzte die 16-jährige Maria Bschorer. Die Füssenerin ist Mitglied des Weltjugendtagteams.