Von Ann-Kathrin Wintergerst |BlaichachSchülerder Klasse 5a der Hauptschule Blaichach stellen sich entlang einer Startlinie auf, rennen auf ein Signal hin los und kommen erst einige Meter hinter der Ziellinie zum Stehen. Dies ist indes kein Wettlauf im Sportunterricht, sondern Bestandteil der Aktion "Hallo Auto!" des ADAC Südbayern.
Beim Automobil-Club weiß man, dass Kinder das Tempo eines herannahenden Fahrzeugs nur schlecht einschätzen können. Genauso wenig ist ihnen immer bewusst, dass ein Auto im Gegensatz zu einem Fußgänger nicht von jetzt auf sofort zum Stillstand kommt, wie eben auch die Schüler nach ihrem Sprint nicht. Die Gefahren, die sich aus dem verlängerten Bremsweg eines Autos ergeben, liegen auf der Hand. Hier setzt die Verkehrserziehungs-Aktion "Hallo Auto!" ein , wie sie jetzt in Blaichach stattfand. Aus vollem Lauf stoppen, das geht eben nicht. Sollen sie dann auch noch anhalten, wenn ADAC-Mitarbeiterin Veronika Hintzen eine Fahne schwenkt, erfolgt der Stopp sogar noch ein wenig später, wegen der Reaktionszeit. Daraus lässt sich schnell erlernen, wie es einem Autofahrer geht, der wegen eines auf die Fahrbahn gerannten Kindes eine Vollbremsung hinlegen soll.
Gemeinsam mit der ADAC-Betreuerin entwickeln die Schüler die Formel "Reaktionsweg + Bremsweg = Anhalteweg".
Nächste Übung: Jeder Schüler stellt eine Absperrmarkierung dort auf, wo er meint, dass ein 50 Stundenkilometer schnelles Auto nach einer Vollbremsung zum Stillstand kommt. Die meisten Kinder unterschätzen den Anhalteweg des Fahrzeugs deutlich: Erst etwa 25 Meter nach der Bremsung rühren sich die Räder nicht mehr. Die Fünftklässler reißen erstaunt die Augen auf, als die Instruktorin vom Automobil-Club erklärt: Von einem Auto erfasst zu werden, das 50 Stundenkilometer fährt, ist genauso, als ob man von einem Zehn-Meter-Brett wie im Schwimmbad auf den harten Boden springt.
Lehrerin Birgit Ostermeier, die die Klasse 5a begleitet, stuft die Aktion "Hallo Auto!" als sehr sinnvoll ein. Auch spannend sei die Angelegenheit. Das sehen die Kinder genauso. Denn in Zweiergruppen dürfen sie auch mal ins ADAC-Auto einsteigen. Auf der Beifahrerseite ist ein zusätzliches Bremspedal angebracht. Derjenige, der vorn sitzt, darf eine Vollbremsung auslösen. "Hats auch schön gewackelt?", fragt der zehnjährige Lukas, als er begeistert aus dem Auto aussteigt. Freudestrahlend macht er einen Luftsprung, als seine Klassenkameraden nicken.
