(siehe Info-Kasten): "Fühle mich als Versager"

28. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Alleinerziehenden-Treff - Betroffene erzählen von finanziellen Problemen, Isolation und einem gebrochenen Selbstwertgefühl

"Ich habe das Gefühl, überall um mich herum gibt es nur glückliche Familien", sagt Daniela traurig (Namen der Betroffenen von der Redaktion geändert). Doch ihre beiden Kinder müssen ohne Vater aufwachsen. Dass es in und um Buchloe noch mehr Alleinerziehende gibt, sieht Daniela beim Alleinerziehendentreff im Haus der Begegnung .

Laut Treff-Leiterin Claudia Possi vom Bistum Augsburg kämpfen Alleinerziehende mit vielfältigen Problemen. Oft sei es etwa schwer, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Michael - der einzige Mann beim Alleinerziehenden-Treff - wollte nach dem Tod seiner Frau nur noch Teilzeit arbeiten, um Zeit für seinen dreijährigen Sohn zu haben. Doch sein Arbeitgeber verweigerte ihm eine Teilzeitstelle. Michael hatte jedoch Glück im Unglück und fand eine andere Stelle.

"Es ist unglaublich, was wir Alleinerziehenden leisten", sagt Andrea. Sie hat eine Teilzeitstelle in München. Ihr Sohn besucht den Hort in Buchloe, eine Freundin betreut ihre Tochter. Verwandte hat Andrea in Buchloe nicht. Heuer noch wird ihre Tochter eingeschult, ein Hortplatz sei ihr aber nicht sicher. "Die Möglichkeiten der Kinderbetreuung sind in einer Klein-stadt wie Buchloe begrenzt", klagt Andrea.

Organisationstalent gefragt

Richtig chaotisch wird es aber, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert - wenn der alleinerziehende Elternteil etwa erkrankt. "Manchmal habe ich das Gefühl, ich sitze auf einer Bombe", bringt es Sabine auf den Punkt. Mit diesen Sorgen muss sie allein klar kommen. "Dinge, die man normal mit dem Partner bespricht, müssen wir mit uns selbst ausmachen", sagt Diana. Schnell gerate man in die Isolation. Denn um auszugehen oder gar ein Wochenende allein wegzufahren, bedürfe es viel Organisationstalent. "Eines meiner Kinder ist hyperaktiv. Mein Ex-Mann wollte deshalb immer nur eines der beiden Kinder übers Wochenende nehmen", erzählt Diana. Ein Babysitter sei für Alleinerziehende auch nur eine Ausnahmelösung: "Knackpunkt ist immer das Geld", kritisiert Andrea.

Neben finanziellen und organisatorischen Problemen plagen Alleinerziehende aber auch ganz persönliche Sorgen. "Ich fühle mich manchmal als Versager, weil ich es nicht geschafft habe, meinen Kindern eine intakte Familie zu bieten", sagt Daniela. Wieder ein gesundes Selbstwertgefühl aufzubauen, sei für sie sehr wichtig gewesen, berichtet daraufhin Andrea. Helfen können dabei laut Possi "Kraft-Tankstellen". Die Alleinerziehenden sollten sich Zeit für sich selbst nehmen.

Einen solche Tankstelle soll auch der Alleinerziehenden-Treff sein. Oft wird gleichzeitig eine Kinderbetreuung angeboten, damit die Erwachsenen unter sich sein können. "Manchmal machen wir auch etwas mit den Kinder zusammen", sagt Possi. Für die Alleinerziehenden bieten die Treffen die Möglichkeit, sich gegenseitig Tipps zu geben.

Daraus entstehen auch neue Freundschaften, wie bei Andrea und Sabine. "Oft telefonieren wir abends. Dann fühlen wir uns nicht mehr so allein", sagen die beiden.