Aktion Rollentausch Monika Müller in der Tagesstätte der Lebenshilfe">

Artikel: "Froh sein, dass es das gibt"

10. Oktober 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
matthias becker

Aktion Rollentausch Monika Müller in der Tagesstätte der Lebenshilfe

von Armin Dorner |Lindenberg/GestratzAm meisten staunte Monika Müller über "die gehorsamen Kinder". Die Behindertenbeauftragte aus Gestratz schlüpfte für einen Nachmittag in eine andere Rolle: in der heilpädagogischen Tagesstätte der Lebenshilfe begleitete die dreifache Mutter eine Gruppe sechs- bis achtjähriger und geistig behinderter Kinder, um tieferen Einblick zu bekommen in deren Alltag.

Da sie selbst eine schwerstbehinderte zwölfjährige Tochter hat, war für Monika Müller nicht alles neu. Aber die Unterschiede wurden ihr doch bewusst: "Es ist schön, dass jedes Kind mit seiner Behinderung hier die Möglichkeiten ausschöpfen kann". Da die Schule mit 40 Kindern nicht zu groß ist, kennen die Kinder einander und "jedes geht zu jedem, wie in einer großen Familie", beobachtete sie und war davon sehr angetan.

Gruppenleiterin Steffi Pilz war voll des Lobes für Monika Müller. Ob beim Mittagessen, bei der Hausaufgabenbetreuung oder beim Basteln und Spielen im sonnigen Garten an der frischen Herbstluft. "Ich brauchte gar nichts zu sagen, es war ganz toll; man merkt, dass die Frau mitten im Leben steht", schwärmte die Heilpädagogin von ihrer Assistentin auf Zeit.

Im Normalfall müssen Praktikanten erst angelernt werden.

Der Nachmittag in der Tagesstätte beginnt mit dem gemeinsamen Mittagessen. Wenn das Geschirr weggeräumt ist, beginnen die Kinder in den sechs Gruppen mit den Hausaufgaben, die von den Erzieherinnen überwacht werden. Anschließend steht das Spielen an. Mal geht man Schwimmen, springt Trampolin, macht einen Ausflug mit dem Bus, bastelt, oder es ist Entspannung angesagt beim sogenannten Snoezelen.

An diesem Nachmittag ging die Gruppe in den Garten zum Blätter sammeln, Ball spielen, Nüsse knacken und Dreirad- oder Fahrradfahren.

Die Behindertenbeauftragte Monika Müller wünscht sich, "dass diejenigen, die zuständig sind, an solche Einrichtungen Geld zu verteilen, sich das anschauen sollten, damit sie sehen, dass das Geld gebraucht wird". Seit Jahren werde von der Politik ständig gekürzt, "dabei müsste man froh sein, dass es solche Tagesstätten für die besonderen Kinder überhaupt gibt."