Startseite
Icon Pfeil nach unten
Allgäu
Icon Pfeil nach unten

Frauen-WG in der Allgäu Kaserne

Allgäu

Frauen-WG in der Allgäu Kaserne

    • |
    • |

    Die Idee stammt aus den USA. Der Girl's Day hat sich mittlerweile auch in Deutschland etabliert. Durch ihn sollen junge Frauen Einblicke in Mädchen-untypische Berufsfelder bekommen. Am morgigen Donnerstag finden wieder bundesweite Aktionen statt. Mit Sabrina Morlock stellen wir heute eine junge Frau vor, die sich seit knapp einem Jahr in der Männerdomäne Bundeswehr bewährt. Füssen (mer). 35 Quadratmeter für fünf Personen, Platz sparende Stockbetten und funktionale Spinde. So präsentiert sich Zimmer 18 im Gebäude 105 der Allgäu Kaserne in Füssen. Auf den ersten Blick eine ganz normale Stube. Wären da nicht die Poster an der Wand. Statt mehr oder weniger bekleideten Pin-up-Girls lächeln Brad Pitt und Robbie Williams den Betrachter an. Für Klärung sorgt das Schild an der Türe. Damenstube steht in großen Lettern darauf. 'Das ist unter der Woche mein Zuhause', sagt die Jüngste der insgesamt 38 Soldatinnen in Füssen, Sabrina Morlock. Sozusagen ihre Frauen-Wohngemeinschaft (WG) mit eigenem Sanitärbereich. Seit Juli des vergangenen Jahres ist die 18-Jährige bei den Gebirgslogistikern. 'Ich wurde durch eine Informationsveranstaltung des Kreiswehrersatzamtes neugierig', erinnert sich die Blaichacherin. Danach ging alles ganz schnell: Nach zwei Schnuppertagen, der Eignungsprüfung in München und der Einwilligung der Eltern trat die damals noch Minderjährige zur Grundausbildung in Stetten ihren Dienst an. Mindestens acht Jahre muss Morlock den Tarnanzug tragen. Diese Laufzeit ist Voraussetzung, um bei der Bundeswehr überhaupt eine Berufausbildung machen zu können. 'Ich werde eine Bundeswehrfachschule besuchen und dort in 21 Monaten eine Ausbildung zur Bürokauffrau machen', erklärt die 18-Jährige. Danach geht es für die Restdienstzeit zurück zur Truppe.

    Mountainbike-Meisterin Gründe, warum sie sich als Frau gerade die Männerdomäne Bundeswehr als Arbeitgeber ausgesucht hat, gibt es viele: 'Hier kann ich gut meinen Leistungssport mit einer Berufsausbildung verbinden', sagt die ambitionierte Mountainbikerin, die 2001 mit dem Gewinn des deutschen Meistertitels in ihrer Altersklasse ihren größten Erfolg feierte. Ein weiteres Argument war die überdurchschnittlich gute Bezahlung mit derzeit 1300 Euro netto im Monat. Und auch die besondere Herausforderung, sich als Frau unter Männern durchzusetzen, führte schließlich zu der Entscheidung pro Bundeswehr. Doch aller Anfang war schwer: 'Das frühe Aufstehen um fünf Uhr war schon ziemlich hart, aber von Tag zu Tag wurde es besser', erinnert sich Sabrina. Mit Ehrgeiz und Willenskraft wurden nicht nur die gestellten Aufgaben, sondern auch die eigenen Zweifel sowie die Skepsis der männlichen Kameraden überwunden. 'Die haben honoriert, dass wir uns angestrengt haben und die gleichen Aufgaben beim Schießen oder im Gelände gemeistert haben', sagt die 18-Jährige. Eine Akzeptanz, die bis heute anhält, auch wenn Sabrina ab und zu mehr oder weniger charmant angemacht wird. 'Wo wenige Frauen unter vielen Männern sind, ist das doch normal. Außerdem kann ich mich wehren', sagt sie selbstbewusst. In ihrer Einheit ist Sabrina für die Bearbeitung von Materialbestellungen im Bereich des Nachschubs zuständig. Ihre Dienstzeit dauert von 7 bis 16.15 Uhr. Danach wird der Tarnanzug mit Jeans und T-Shirt getauscht. Dann wird aus Stube 18 eine ganz normale Frauen-WG. Man spricht über Männer oder Fernseh-Soaps. Brad Pitt und Robbie Williams lachen dabei von der Wand.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden