Artikel: Frauen in Not bieten auch Männerhilfe an

28. Dezember 2005 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Für Männer in Krisensituationen steht ab sofort ein Ansprechpartner per Telefon bereit Westallgäu/Lindau (dik). Der Verein 'Frauen in Not' im Landkreis Lindau will ab sofort auch Männern Hilfe anbieten. Für Männer in Krisensituationen steht künftig rund um die Uhr ein Ansprechpartner per Telefon bereit. Der ehrenamtliche Gesprächspartner will sich Zeit nehmen und steht unter Umständen sogar für persönliche Gespräche bereit.

Helga Hasenritter ist froh, dass sie nach langer Suche einen Lindauer gefunden hat, der die Voraussetzungen mitbringt, um Männern per Telefon helfen zu können. Es handele sich um einen einfühlsamen Mann, der auf Grund langer beruflicher Tätigkeit viel Erfahrung mit Menschen aller sozialen Schichten und Verhaltensrichtungen habe, beschreibt Hasenritter den Mann, der namentlich nicht genannt werden soll. Die Chefin von 'Frauen in Not' begründet das damit, dass die Privatsphäre des Mannes geschützt bleiben soll. Deshalb wird auch nicht dessen Privatanschluss zum Männerhilfetelefon, sondern ein Handy, über das er rund um die Uhr erreichbar ist. Sollte er aus privaten Gründen keine Zeit für Gespräche haben, können Anrufer bei ihm eine Nachricht hinterlassen. Helga Hasenritter weiß aus fast 20 Jahren Arbeit mit 'Frauen in Not', wie allein manche Männer sich fühlen. Deshalb war es ihr ein Anliegen, auch ihnen ein Hilfsangebot zu machen. 'Es gibt nicht nur liebe Frauen', ergänzt der Telefonhelfer, der viele Fälle kennt, in denen Frauen die Männer 'ausgenutzt, erniedrigt oder ruiniert' hätten. Oftmals wüssten Männer nicht, an wen sie sich in ihrer Not wenden sollen. In diesen Fällen will der Telefonhelfer ab sofort Ansprechpartner sein. Zugleich macht er klar, dass der Verein 'Frauen in Not' zwar das Telefon bezahle, der Telefonhelfer sich aber als neutraler Gesprächspartner versteht, der keineswegs auf Seiten der Frauen stehe. Dabei legt Hasenritter Wert darauf, dass man nicht in Konkurrenz zu bestehenden Beratungsstellen treten will. Vielmehr wolle man mit dem Männertelefon die Hemmschwelle senken. Im Ernstfall werde der Telefonhelfer ein Gespräch anbieten oder Kontakte zu Fachleuten beispielsweise in der Familien- oder Suchtberatung vermitteln. Eine dauerhafte Betreuung kranker Menschen könne der Telefonhelfer dagegen nicht leisten. Manchmal werde es zudem ausreichen, dem Hilfesuchenden zuzuhören, ihm bei der Suche nach einem Ausweg zu helfen und zu vermitteln, dass er im Recht sei und sich dieses auch erstreiten könne. Gewaltausbrüche vermeiden Hasenritter hofft, dass das Hilfsangebot des Vereins in manchen Fällen 'deeskalierend' wirken wird, dass also Gewaltausbrüche vermieden werden können. Damit sei dann nicht nur den betroffenen Männern, sondern auch ihren Frauen und Kindern sowie dem weiteren Umfeld geholfen. 'Frauen in Not' sieht das Angebot als Versuch, Männern aus ihrer Isolation zu helfen: 'Männer haben Probleme, weil sie über ihre Gefühle nicht reden können.' Per Telefon mit einem Unbekannten falle das vielleicht leichter. Das Männerhilfetelefon ist ab sofort freigeschaltet. Hilfesuchende Männer erreichen ihren Ansprechpartner unter folgender Nummer: (0160) 90283446.