Dem 250. Geburtstag Friedrich Schillers huldigte ein Abend in der Mewo-Kunsthalle. Dass er, mit 20 Arien und mannigfaltigen biographischen und literarischen Hinweisen reichlich beladen, nicht langatmig wurde, war wohl auch der Vortragskunst der Vokalisten zu verdanken, die Annette Naumann am Klavier begleitete. Die Gäste in der Mewo-Kunsthalle zeigten sich jedenfalls sehr angetan von Joseph Kiermeier-Debres Arrangement rund um die Schillerschen Frauen und spendeten reichlich Beifall.
Vier Jahre lang mussten sie auf ihren nächsten großen Auftritt warten, nachdem sie anlässlich des 200. Todestages des Dichters 2005 im Antoniersaal von ihrem Schöpfer und Geliebten künden durften: Schillers Frauen. Umrahmt von tanzenden Knochenmännern in Öl der aktuellen Ausstellung "everybody - Tanz mit dem Totentanz" (die sich um den Tod dreht) stimmte Barbara Sauter Theklas Geisterstimme aus dem Wallenstein an.
Satische Interpreten
Kiermeier-Debres Konzept verwob Realität und Poesie in- und miteinander, die Heldinnen der Dramen waren am Schillerschen Geburtsfest ebenso zugegen wie die Frauen, die in des Dichters realem Leben sein Herz bewegten.
Doch wurde der Stürmer und Dränger diesmal eher als Klassiker inszeniert: Statt des leidenschaftlich-kämpferischen Duells, das sich Elisabeth und Maria (Barbara Sauter und Maria Glück) in Donizettis Oper "Maria Stuarda" lieferten, intonierten nun vier stimmstarke Interpreten das Gezänk der Königinnen - nebeneinander aufgereiht, den Blick nach vorne gerichtet, als würden sie nur zufällig im gleichen Raum singen. Das ist zwar im Rahmen eines rezitierenden Liedvortages legitim, doch gab es dem dreistündigen Programm Statik und Ferne.
Wenn Arnoldo Mathilde, den "Engel seiner Triebe", in Rossinis "Wilhelm Tell" fragt: "Oh, sprich, was stürmt in deiner Brust?", so entspräche es der Inbrunst des Themas, dass sich die Sänger wenigsten einmal einen Blick zuwerfen.
Auch wenn Ann Jennings (Sopran) und Barbara Sauter (Mezzosopran) von Markus Herzog (Tenor) und Markus Hauser (Bass) nicht, wie angekündigt, "angehimmelt" werden müssen.
Immerhin tritt Museumsleiter Kiermeier-Debre hier zur Ehrenrettung Schillers an, dem nachgesagt wird, er könne "keine Frauen malen". Er zeigt einen anderen Schiller, der sich nach dem Drill der Militärschule und in seiner Mannheimer Zeit (1783-1785) in ungestüme Leidenschaften verstrickte, ehe er als Ehemann ab 1790 zum Dichter innig-keuscher Weiblichkeit wurde.
Musikalische Höhepunkte waren die von Herzog vorgetragene Arie des Rodolfo aus Verdis Oper "Luise Miller" (Kabale und Liebe), die Arie der Prinzessin Eboli (Barbara Sauter), des Phillip (Markus Hauser) und der Elisabeth (Ann Jennings) aus Verdis "Don Carlos" sowie das Terzett "Che mai fu?" aus "Giovanna dArco". Besonders Barbara Sauter und Markus Herzog vermochten mit hingebungsvollen Interpretationen ihren Figuren viel Leben einzuhauchen.
Buch 42 Frauenporträts enthält Joseph Kiermeier-Debres Buch "Schillers Frauen", das zum Schillerjahr erschienen ist (dtv, 8,90 Euro).