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Frage nach Gott im Angesicht des Todes

Religion

Frage nach Gott im Angesicht des Todes

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    Hospiztag in Lindau mit Vertretern verschiedener Religionen - Unterschiedliche Sichtweisen Lindau (ins). Im Angesicht des Todes drängen sich die Fragen nach Sinn, nach Gott, nach Transzendenz und dem Leben danach auf. Mit Spiritualität in der Sterbebegleitung setzte sich der dritte Hospiztag in Lindau auseinander. Er ermöglichte einen Austausch unter den Weltreligionen und arbeitete Parallelen wie auch Unterschiede in der Haltung zu Sterben und Tod heraus. Auch ging es um die Frage, wie man als Begleiter einem anders gläubigen Sterbenden begegnen soll. Bei der von Professor Andreas Bodenstedt geleiteten Podiumsveranstaltung in der Inselhalle beschrieben zwei Priester der christlichen Konfessionen, eine buddhistische Nonne, ein jüdischer Rabbiner und ein gläubiger Muslim den Umgang ihrer Glaubensgemeinschaft mit dem Sterben. Am leichtesten hatten es die christlichen Geistlichen, war ihre theologische Weltanschauung dem Publikum doch vertraut. Ein feiner Unterschied zwischen dem Handeln eines katholischen zu dem eines evangelischen Geistlichen am Bett eines Sterbenden wurde allerdings deutlich: Der katholische Pfarrer Bernhard Löffler sieht Rituale als hilfreiche Formen: 'Wie froh bin ich oft als Priester, dass ich nicht allein auf meine eigenen, manchmal unzureichenden Worte angewiesen bin'. Bei Krankensalbung und Sterbesakrament empfindet sich der katholische Geistliche als Instrument, welches 'die Nähe und Zuwendung Gottes bringt'. Laut dem evangelischen Pfarrer Klaus Brune dagegen benötigt der Sterbende keine Institution zum Vermitteln des Heils. 'Der Christ steht unmittelbar vor Gott'. Deshalb kenne die evanglische Kirche auch keine speziellen Riten für die Begleitung Sterbender. Wie Dr. Adnan Wahhoud als Vertreter des Islam erläuterte, gehen auch seine Glaubensbrüder und -schwestern von einer Wiederauferstehung aus. Ein Muslim erwarte seelische Betreuung im Sterben von Verwandten oder Freunden. Auch fremde Begleiter sollten noch - möglichst früh vor dem Ende - Freundschaft mit dem Betroffenen schließen. Der Betreuer helfe dem Sterbenden, sein Schicksal zu tragen und nicht den Tod herbezuwünschen. Stattdessen gelte es, die Zeit zu nutzen, um Frieden zu schließen und Schulden zu begleichen. Handlungen und Worte nach dem Koran unterstützen die Sterbebegleitung. Eine gewisse Hilflosigkeit des Judentums angesichts des Sterbens räumte der jüdische Rabbiner Dr. Johannes J. Barta ein. 'Das Judentum kennt kaum eine Vorbereitung auf das Sterben', führte Barta aus. Denn es sei stark auf das Diesseits gerichtet. 'Man achtet sehr auf Äußerlichkeiten, auf das Sakrale und die nach unserer theokratischen Weltanschauung gefassten Vorschriften.' Wenn sich der Tod nähere, würden in jüdischen Häusern Psalmen gebetet. Über die elfmonatige Trauerphase werde das Kaddisch, ein jüdisches Totengebet, gesprochen. Trauernde gehen in eingeschnittenen, 'zerfetzten' Kleidern zum Begräbnis, um zu zeigen, 'dass der Tod etwas so Schlimmes ist.' Die Frage der Auferstehung bleibt nach Auskunft von Dr. Barta offen. Fast bedauernd fügte er an: 'Wenn ein Gläubiger einer anderen Religion zum Sterbebett eines Juden gerufen wird, ist ein gemeinsames Gebet kaum möglich.' Der Rabbiner bekannte vor dem Publikum aus der Hospizbewegung: 'Als Jude muß ich mich glücklich schätzen, Menschen zu kennen wie Sie, die für alle da sind, im Leben und im Sterben.' Im Buddhismus spielt nach Darstellung der Nonne Schwester Mudita Teresa die Haltung zum Tod eine wesentliche Rolle. 'Die Kontemplation über den Tod soll das Sterben ins Leben integrieren. Sie soll uns helfen, die Tatsache der Vergänglichkeit zu akzeptieren.' Die Vermeidung der Gedanken an den Tod hindere die Menschen am Leben und daran, den Kreislauf von Ursache und Wirkung zu verstehen. 'Es gibt viele buddhistische Gläubige, die sich der christlichen Hospizbewegung angeschlossen haben', stellte Schwester Mudita Teresa fest. Denn die sanfte Begleitung auf das Loslassen hin sähen Buddhisten wie Christen als Aufgabe der Betreuer von Sterbenen an. 'Wenn ein Christ am Sterbebett eines Buddhisten betet, ist das in erster Linie gut für den Betenden', schränkte die Nonne die Übereinstimmungen ein, um dann aber zu ergänzen: 'Die Atmosphäre, die durch das Beten entsteht, die hilft auch dem Sterbenden.'

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