Roßhaupten(rea). - 50 Jahre Forggensee - dieses Jubiläum gäbe es heuer nicht, wenn nicht vor 50 Jahren in Roßhaupten das Kraftwerk und der große Damm gebaut worden wären. Der Bau des Lechspeichers war Anfang der 50er-Jahre Deutschlands größte Baustelle. Es wurde ein Jahrhundertbauwerk, das die Landschaft gravierend veränderte. Walter Altmannshofer und Werner Engelsing haben zum Jubiläum eine Foto-Ausstellung zusammengestellt. Am Freitag, 18. Juni, wird diese Ausstellung im Dorfmuseum Roßhaupten um 20 Uhr eröffnet. Walter Altmannshofer ist nicht nur Mitarbeiter der Eon-Wasserkraft im Kraftwerk Roßhaupten. Er ist auch Vorsitzender des Museumsverein der Gemeinde. Und so verband sich für ihn bei der Suche nach Fotos zum Kraftwerks-Jubiläum Beruf mit Hobby. Die alten Aufnahmen sind bestens archiviert und sortiert. Und nicht nur er könnte stundenlang stöbern in den schwarz-weißen Zeitdokumenten. Walter Altmannshofer hat im Vorfeld der Ausstellung auch die Geschichte des Damm- und Kraftwerkbaus zusammengefasst: Die ersten Planungen für eine Nutzung der Wasserkraft bei Roßhaupten reichen über 100 Jahre zurück. Die Firma Siemens erwarb 1898 Grundstücke im Bereich des Lechdurchbruchs und erhielt eine Konzession zum Bau einer Wasserkraftanlage, die 1907 wieder erlosch. Der erste Weltkrieg stoppte alle weitern Pläne. Danach ging erst einmal das Walchenseekraftwerk in Betrieb. Durch den steigenden Strombedarf erwachte das Interesse am Bau des Lechspeichers erneut. Ein Entwurf von 1936/37 sah eine Betonmauer mit eingebauten Kraftwerk und ein Stauziel von 784,00 Meter über Normalnull, also drei Meter höher als heute, vor. 1940 erfolgt die Gründung der Bayerischen Wasserkraftwerke AG (Bawag) mit dem Ziel den Lech, die Untere Isar und die Obere Donau mit Kraftwerken auszubauen. Der geplante Baubeginn des Speichers Roßhaupten im Jahre 1940 wurde aber auf Grund der langen Bauzeit wegen des Kriegsbeginns zurückgestellt. In den Jahren 1940 bis 1950 errichtete man die Lechstufen 7 bis 15 zwischen Landsberg und Schongau - die kleineren Kraftwerke konnten schneller realisiert werden.
Wachsender Energiebedarf Infolge des wachsenden Energiebedarfes nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Projekt Lechspeicher wieder aufgenommen. Die ursprünglich geplante Stauhöhe von 784,00 hätte größere Umsiedlungen von 1500 bis 2000 Menschen und erhebliche Flächenverluste für die Landwirtschaft bedeutet. Nach zähen Verhandlungen setzte man das Stauziel auf 781,00 Meter über Normalnull fest. Die Bawag, inzwischen nur noch für Ausbau der Lechstaustufen zuständig, begann 1950 mit dem Bau des Lechspeichers. Dabei fanden starke Proteste der Anlieger statt. Diese gründeten eine Schutzgemeinschaft und erreichten mit dem Schwangauer Vertrag 1952 eine weitgehend zufrieden stellende Einigung mit der Bawag. Insgesamt 50 bewohnte Gebäude, darunter 16 Bauernhöfe mit 800 Hektar Nutzfläche waren betroffen. Die Fotoausstellung im Dorfmuseum Roßhaupten zeigt nun Bilder aus dem Archiv der Bawag, heute Eon-Wasserkraft Gmb H, zur Entstehung des Kraftwerkes Roßhaupten in der Zeit von 1950 bis 1955. Jeder Bauabschnitt des für die Firma bedeutendsten Projekts wurde damals im Bild festgehalten. Die Fotos zeigen die technischen Höchstleistungen dieses gewaltigen Bauwerks. Die Fotos zeigen aber auch die Menschen, die in ärmlicher Kleidung unter schwierigsten Arbeitsbedingungen diese Leistungen erst möglich machten. In Gesprächen mit Arbeitern, die auf dieser Baustelle tätig waren, hört man heute noch heraus, wie hart die Arbeit war. Aber man hört auch, wie froh man damals darüber war, eine Arbeit zu finden. Jedem, der heute im hohen Alter das Kraftwerk besucht, an dem er damals mitgearbeitet hat, sieht man den Stolz und die Freude an, dass dieses Bauwerk auch noch nach 50 Jahren, Strom und Hochwasserschutz für viele 1000 Menschen bringt. Die Ausstellung wurde von Walter Altmannshofer und Hendrik Engelsing in Zusammenarbeit mit der Eon-Wasserkraft, Werkleitung Lech gestaltet. Die Eon-Wasserkraft Gmb H (EWK) ist seit 1997 der Betriebsführer für die Kraftwerksanlagen der Bawag. i Die Eröffnung der Ausstellung, die Walter Altmannshofer und Hendrik Engelsing in Zusammenarbeit mit der Eon-Wasserkraft-Werkleitung Lech gestaltet haben, findet am Freitag, 18. Juni, um 20 Uhr im Dorfmuseum Roßhaupten statt. Sie ist bis zum 11. Juli jeweils am Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr sowie am Mittwoch von 18 bis 21 Uhr geöffnet. Am Samstag, 26. Juni, lädt die EWK zum Tag der offenen Tür ins Kraftwerk Roßhaupten ein. Die Fotoausstellung im Dorfmuseum ist an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.