Osterzell | oll | 96 Jahre Osterzeller Kommunalpolitik wurden bei einer Feier im voll besetzten Pfarrstadel verabschiedet. An der Spitze der Geehrten stand der ehemalige Bürgermeister Josef Fleschutz, der dabei auch zum Altbürgermeister ernannt wurde. Er war 18 Jahre lang Gemeinderat und dann weitere 18 Jahre Bürgermeister von Osterzell. Auch wurden Ernst Nowotny, der auf 30 Jahre im Gemeinderat zurückblickt, und Josef Frühschütz und Konrad Guggenmos, die 18 beziehungsweise zwölf Jahre im Gemeindeparlament mitgewirkt hatten, gewürdigt.
Während der Amtszeit dieser vier Männer sei alles getan worden, um die Gemeinde attraktiv zu gestalten, sagte der neue Bürgermeister Johann Strohhacker. In alphabetischer Reihenfolge listete Strohhacker auf, was seinen Amtsvorgänger ausgemacht habe: Von Ausstrahlung über Entschlossenheit, Kraft, Respekt, Sensibilität bis hin zu Schlitzohrigkeit und Zähigkeit. Dem Ex-Gemeinderat Guggenmos bescheinigte Strohhacker Geradlinigkeit, Frühschütz vor allem Berechenbarkeit und Nowotny in erster Linie Spontaneität.
Anschließend ernannte der Gemeindechef - basierend auf einem 'einstimmigen Gemeinderatsbeschluss' - Fleschutz zum Altbürgermeister. Auch dessen Ehefrau Hannelore dankte er herzlich.
Der stellvertretende Ostallgäuer Landrat Alexander Müller berichtete von 'meinem langjährigen Weggefährten Josef Fleschutz', mit dem er im Kreistag und als Bürgermeister der kleinsten, 'aber von Gewalt und Macht großen Gemeinde im Ostallgäu hervorragend zusammengearbeitet' habe. Manfred Hauser, Bürgermeister der Marktgemeinde Kaltental und amtierender Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Westendorf, sprach 'über die Art und Weise wie Du, lieber Josef, das Schiff der Gemeinde und der VG gelenkt hast'. Stets hätten Sachlichkeit, ein klarer Blick für das Wesentliche, Verantwortungsbewusstsein und natürliche Autorität Fleschutz’ Handeln geprägt.
Pfarrer Thomas Herz hielt dem SPD-Mitglied Fleschutz auf humorige Weise vor, 'aus meiner Sicht das falsche Parteibuch' zu haben und erinnerte daran, dass es Ähnliches in der Filmgeschichte schon einmal gegeben habe - in den Filmen über 'Don Camillo und Peppone'.
Eine Abordnung von Fleschutz’ Parteifreunden aus der SPD übermittelte ihre 'Grüße zum neuen Lebensabschnitt'. Die SPD-Unterbezirksvorsitzende Ilona Deckwerth erklärte, Fleschutz habe 'gelebte Sozialdemokratie' praktiziert.
Die Musikkapelle Osterzell begleitete den Abend musikalisch.
Zum Festprogramm gehörten der Auftritt der Kleinsten des Kindergartens, des Frauenchors sowie die Würdigung von Fleschutz’ Wirken für die 21 Vereine und Gruppierungen in der 680-Einwohner-Gemeinde, vorgetragen durch Conny Groß. Einen Höhepunkt des Abends bildete die Darbietung der Theatergruppe 'Bayrischer Hiasl'. Das Schlusswort gehörte dem ehemaligen Bürgermeister: 'Wir haben versucht, die Große Koalition in Osterzell zu leben. Ich glaube, wir haben sie erfolgreich gestaltet.'