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Fische schwimmen über Gleise

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Fische schwimmen über Gleise

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    Von Volker Geyer, Oberallgäu - Rudolf Oberweiler ist müde. Zusammen mit seinen Kollegen von der Feuerwehr Lauben/Heising hat er in Stielings die ganze Nacht gegen die Wassermassen angekämpft. 'Das Grundwasser ist unwahrscheinlich schnell gestiegen', sagt der 39-Jährige, 'es war fast wie beim Jahrhundert-Hochwasser an Pfingsten vor drei Jahren.' Wie in Stielings liefen Sonntagnacht in etlichen Gemeinden im nördlichen Landkreis zahlreiche Keller voll, Straßen sowie Bahnlinien wurden überspühlt und Wiesen verwandelten sich in Seenplatten. Über 50 Oberallgäuer Feuerwehren und andere Helfer waren im Einsatz. 'Die Iller hat uns diesmal nur bei Waltenhofen und Altusried Probleme gemacht', sagt Kreisbrandmeister Michael Seger. Ansonsten haben vor allem das rasch steigende Grundwasser und die vielen kleinen Wasserläufe die Einsatzkräfte auf Trab gehalten. Nach den Worten des 42-Jährigen sind 'Rinnsale zu rauschenden Bächen angeschwollen'. Besonders arg habe es die Gegenden um Waltenhofen (siehe nebenstehender Bericht), Dietmannsried, Probstried, Börwang, Betzigau und Stielings getroffen. 'Bei Dietmannsried schwammen Fische auf den Gleisen', berichtet Seger. So musste die Bahnstrecke Kempten -Memmingen bis gestern 10 Uhr gesperrt werden. Ebenso zahlreiche Straßen. Darunter die Staatsstraße 2009 zwischen Hirschdorf und Krugzell sowie die Kreisstraße OA7 bei Gerholz (Buchenberg/Weitnau). Beim 'Betonwerk Klier' kämpften Arbeiter zusammen mit den Floriansjüngern von Sankt Lorenz in der Nacht auf Montag vergeblich gegen die Fluten an. 'Gegen 23.30 Uhr war nichts mehr zu machen, da lief das Wasser in die Hallen', erinnert sich Feuerwehr-Kommandant Karl Sommer. Den Schaden schätzt Betriebsleiter Manfred Kresin auf über 50000 Euro: 'Wir werden die Arbeit wohl erst wieder nächste Woche aufnehmen können.'

    'Die hat es schlimm erwischt' Gelassen auf die Fluten reagiert Albert Merk in Stielings: 'Unser Keller läuft jedes Jahr einmal voll', erzählt der 75-Jährige, der direkt neben der Leubas wohnt. Das sei aber nicht so schlimm, da er dort 'natürlich nichts aufbewahre'. So pumpt die Feuerwehr auch kein Wasser aus seinem Keller, sondern direkt aus einem Gully. Damit soll verhindert werden, dass Wasser aus der randvollen Kanalisation über die Toiletten in die Häuser läuft. 'Das funktioniert recht gut', sagt Feuerwehrmann Robert Zobel, der in der Nacht auch beim Holzgroßhandel 'Thalhofer' im Einsatz war: 'Die hat es schlimm erwischt.' Insgesamt sei das Oberallgäu aber mit einem blauen Auge davon gekommen, resümiert Landrat Gebhard Kaiser. Das sei nicht zuletzt der laufenden Hochwasserverbauung entlang der Iller zu verdanken, sagt Kaiser: 'Die muss jetzt zügig weiter ausgebaut werden.'

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