Von Hans Honold |MemmingenNicht zu unrecht trägt die Stadtkapelle Memmingen seit dem Deutschen Orchesterwettbewerb im Mai den Titel "zweitbestes Blasorchester Deutschlands": Stadtkapellmeister Johnny Ekkelboom und sein fast 70-köpfiges Ensemble begeisterten ihr Publikum beim Herbstkonzert in der voll besetzten Stadthalle mit einem Abend auf höchstem Niveau.
Ekkelboom dirigiert seine bestens ausgebildeten Musiker einmal einfühlsam, dann wieder energisch, überzeugen konnten sie sowohl in den sinfonischen als auch in den kammerorchestralen Konzertteilen. Hervorragende Solopartien trugen noch zu einer Steigerung des Konzerterlebnisses bei.
Mit Fachkenntnis führte Klarinettist Andreas Sternath durch das Programm und die Zuhörer mitten in die einzelnen Kompositionen hinein. Alle Darbietungen - ob Rossano Galantes "Raise of the Son" oder die Ouvertüre zu Franz Schuberts "Rosamunde" - offenbarten die gefühlvolle und filigrane Ausdruckskraft und das eindrucksvolle Klangbild der Kapelle. Bei jedem Konzertstück steuerten die Musiker aufs Neue einem musikalischen Gipfel zu. Und erreichten ihn auf den Punkt.
Perfektionist an der Oboe
Herausragende Höhepunkte des Konzertabends waren die lupenreinen Oboe-Soli von Fabio Croce, einem Perfektionisten auf seinem Instrument. Derzeit gehört der italienische Musiker dem Polizeiorchester Baden-Württemberg an. Imponierend sicher, gefühlvoll und technisch perfekt bläst Fabio Croce sein Instrument, er wurde dafür bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Lang anhaltender Beifall, honorierte seine Interpretation von Carl Maria von Webers "Concertino in C" und Vincenzo Bellinis "Concert pour Hautbois". Tadellos begleitet wurde Fabio Croce von einer auf Kammermusikbesetzung "reduzierten" Stadtkapelle.

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Auch ein Unterallgäuer (und anwesender) Komponist kam mit Georg Stich beim Herbstkonzert zum Zuge: Frisch und mit Leichtigkeit offerierte das Orchester als Auftakt nach der Pause seinen Marsch "Vivat Bavaria".
Literarisch (mit vorgelesenen Passagen) und musikalisch (in der fünfsätzigen "Sorcery Suite Opus 112" von James Barnes) kam Zauberlehrling Harry Potter zu Wort. Eindrucksvoll und glaubhaft intonierte die Stadtkapelle die verschiedenen Sätze der Suite, die dessen Abenteuer im Zauberinternat Hogwarts thematisieren.
Schließlich kamen auch die Freunde gängiger (Marsch)Melodien mit "Rosamunde" von Jaromir Vejvoda, dem "Kaiserjägermarsch" und dem Amerikanischen Marsch "National Emblem" auf ihre Kosten.
Dirigent verneigt sich
Bei der letzten Zugabe, die Bernd Geser (Euphonium) und Fabio Croce mit "Morricones Melody" vorbehalten war, schwelgten die Konzertbesucher noch einmal in Romantik, bevor sich der Dirigent vor seinem Orchester für eine herausragende Leistung verneigte.