Artikel: Feiern, fachsimpeln und fußballen

29. Dezember 2002 20:30 Uhr von Allgäuer Zeitung

Bei der Post-Bier-Trophy wird Fußball zur schönsten Nebensache Weiler. Wenn die Fußballer des FV Weiler alljährlich zu ihrem Hallenturnier einladen, dann lassen sich die Kicker aus nah und fern nicht lange bitten. Manche der 70 gemeldeten Teams gehen den Kampf ums Weiterkommen bei der Post-Bier-Trophy eher lässig an, für andere ist es durchaus eine Sache der Fußballerehre, zumindest bis zur Endrunde am Silvestertag durchzuhalten.

Schon ein Blick auf die Liste der teilnehmenden Mannschaften genügt, um im Turnier ein lockeres Familientreffen einer großen Fußballgemeinde zu sehen. Die originellen Mannschaftsnamen zeigen, dass es hier für viele - trotz einer Brauerei als Sponsor - nicht bierernst zugehen muss, sondern das gemeinsame Feiern und Fachsimpeln im Hallenbistro und auf den Zuschauerrängen den sportlichen Aspekt auf das Angenehmste erweitert. Schließlich kennt man sich aus dem Ligabetrieb oder anderen Hobbyturnieren. Die Aktiven beweisen, bedingt durch die Rundumbande, nicht nur auf dem Spielfeld Einfallsreichtum. Auch die Mannschaftsnamen lassen die Zuschauer schmunzeln. Ob sich das Team 'Eichel sticht' als Fan des Bundesfinanzministers outen will oder lediglich gerne beim Schafkopfen zusammensitzt, bleibt deren Geheimnis. Selbst die Kickerriege 'Stau am Aichelberg' ist trotz der eindeutigen Namensgebung rechtzeitig zum Turnierbeginn eingetroffen. Die 'Klospülverbesserer' wären im Sanitärtrakt allerdings besser aufgehoben gewesen, als auf dem Hallenparkett. Sie müssen nämlich disqualifiziert werden, da sich ein Spieler dieser Saubermänner gleich bei zwei Mannschaften eingeschrieben hat und ihm die Turnierleitung auf die Schliche gekommen ist. Originell wie manche Namen ist auch die Spielkleidung. Während viele Mannschaften ihre Ambitionen auf den Titel mit sportlicher Einheitskleidung unterstreichen, zeigen einige Teilnehmer durchaus modische Vielfalt mit mehr oder weniger Geschmack. So lassen ein paar Spieler die Zuschauer im Unklaren darüber, ob das zur Schau gestellte Beinkleid eine abgeschnittene Schlafanzughose oder der letzte modische Schrei aus dem Sportartikelfachgeschäft ist. Wenn es auch der Name nicht vermuten lässt - durchaus seriös gekleidet gehen die 'Chaos-Kicker' aus Röthenbach ins Turnier. Die Namensgebung soll wohl eher dazu dienen, vom Gegner unterschätzt zu werden. Mannschaftsführer Wolfgang Biggel strahlt bei der taktischen Besprechung auch nichts Chaotisches aus: 'Wir werden es ruhig angehen lassen. Hektisch wird es in der Endrunde dann von ganz allein.' Ohne Hektik agieren auch die Männer der Turnierleitung um Udo Heinrich, Axel Bagdowitz und Günter Litzenberger. Mit Argus-augen wachen sie über die Einhaltung der Regeln und kommen auch dann nicht aus dem Takt, wenn einige der gemeldeten Mannschaften nicht anreisen. Unpopuläre Entscheidungen, wie Disqualifikationen, werden ebenso konsequent vollzogen, wie ein notwendiges Umkrempeln des Spielplans. Während auf dem Parkett bis spät in den Abend hinein um Punkte und Tore gekämpft wird, herrscht im Hallenbistro immer ausgelassene Stimmung. Hier gelingt es bestens, rivalisierende Hitzköpfe wieder zu versöhnen und den Fußball vom bierernsten Streitgegenstand wieder zur schönsten Nebensache der Welt werden zu lassen. Bei der Post-Bier-Trophy 2002 kämpfen die Teams um Preise im Wert von über 4000 Euro. Bei dem Turnier, das zu den größten Hobbyturnieren im Allgäu zählt, stehen Vorstand Udo Heinrich und Cheforganisator Günter Litzenberger, über 150 Helfer des FV Rot-Weiß Weiler zur Verfügung . Die Finalrunde in der Schulturnhalle Weiler beginnt morgen, Dienstag, 31. Dezember, ab 9 Uhr. Die Finalspiele werden gegen 16 Uhr stattfinden.