Bereits zum dritten Mal gastierte Barbara Clear in Memmingen, um eines ihrer kostenlosen Konzerte ("Bezahlen könnt ihr hinterher, was euch die Musik wert ist") zu geben. Zu ihrem Auftritt in der Stadthalle im Rahmen der "Kulleraugen"-Tour, die sie quer durch Deutschland führt, kamen rund 200 Fans.
Barbara Clear wird von ihren Anhängern "die Rebellin der Musikbranche" genannt. Konzertbesucherin Christine Rau aus Dietmannsried meint: "Eine Frau, eine Gitarre, super Lieder: einfach klasse!" Und Sabine Hanke ist aus Neugierde gekommen, "weil man halt schon was von ihr gelesen hat und die Musik super sein soll", sagt sie vor dem Konzert - und danach: "So ein kleines Persönchen und so eine gewaltige Stimme."
Jugendlich wirkt die helle Stimme von Barbara Clear, wenn sie auf der Bühne ihre Lieder beschreibt, kleine Geschichten und Anekdoten erzählt. Bescheiden, fast schüchtern, nicht künstlich aufgetakelt steht sie auf der Bühne.
Doch kaum nimmt Clear ihre Gitarre in die Hand, lässt Gesang, Musik und Aufnahmen ihrer selbst gemalten Öl- und Acrylbilder, die sie über große Leinwände auf der Bühne laufen lässt, verschmelzen, erkennt man die Rebellin, die Powerfrau, die lebt, um Musik zu machen.
"Lachen ist wichtig"
Mittlerweile spielt Clear meistens ihre eigenen Stücke, Lieder zum Nachdenken, American Folk, um kurzfristig in eine andere Welt abzutauchen. Aber auch witzige Stücke, "denn Lachen ist wichtig im Leben", so Clear.
Doch auch Songs von Größen wie Janis Joplin, Eagles und Led Zeppelin interpretiert sie mit ehrlicher Leidenschaft.
So erreicht sie eine große Bandbreite an Zuhörern. Konzertbesucher Roger Degenhart, der mit seiner Tochter Raquel gekommen ist, sagt: "Einfach den Mut zu haben, es andersherum aufzuziehen, nämlich erst die Halle anzumieten und dann zu sehen, was an Eintrittsgeldern hereinkommt, finde ich toll - und ihre Stimme ist super, wie die von Joan Baez."
Auch Thomas aus Memmingen, ebenfalls Musiker und Gitarrist, ist vom Gitarrenspiel Clears ganz angetan: "Ich spiele schon seit 20 Jahren Gitarre, aber diese Leichtigkeit der Finger, diese Zwischenmelodien und wie sie zeitig den Rhythmus anschlägt: faszinierend."
Dass sie nicht nur auf der Bühne die Starke raushängen lässt, beweist Clear derzeit vor Gericht: Sie klagt nämlich gegen die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte).
Sie hätte "sehr viel Geld von der Gema bekommen sollen", erzählt Clear ihren Fans von der Bühne aus. Sie sei jedoch mit einem "Taschengeld", wie sie sich ausdrückt, abgespeist worden. "Ich möchte nun aber einen Meilenstein setzen. Sonst ersticken wir noch in billigen Castingshows. Und die wirklich guten Musiker werden durch künstliche Eintagsfliegen ersetzt."