Allgäu | dec: Fast die Hälfte aller Allgäuer engagiert sich ehrenamtlich

27. Dezember 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Engagement-Atlas - Region rangiert laut Studie bundesweit auf Platz vier Trotzdem fehlt es in manchen Vereinen und Einrichtungen an Helfern

Ohne Ehrenamt geht es nicht. "Freiwilligkeit ist bei uns das Wichtigste", sagt Martin Schafnitzel. Der Kreisbrandrat ist im Ostallgäu für 101 Feuerwehren zuständig. Und nur "ein paar kleinen Wehren fehlt der Nachwuchs". Ansonsten gebe es genug Zulauf. Damit bestätigt Schafnitzel ein Ergebnis des Engagement-Atlases 2009.

Nach dieser Studie des Meinungsforschungsinstitutes Prognos (siehe Infokasten) steht ehrenamtliches Engagement in der Region hoch im Kurs. Auf Platz vier von 97 rangiert das Allgäu - bei Prognos Ober-, Ost- und Westallgäu - im Bundesvergleich. Knapp die Hälfte (47,8 Prozent) der Bürger engagiert sich ehrenamtlich. Auf Platz fünf (47,2) liegt die von Prognos benannte Raumordnungsregion Donau-Iller, zu der Memmingen zählt.

"Das Allgäu liegt in fast allen Engagementbereichen über dem Bundesdurchschnitt", sagt Dr. Philip Steden, Projektleiter der Studie. Besonders herausragend seien die Werte in den Bereichen "Engagement für Kinder" sowie "Kirche und Religion". Hier liegt die Region 14 und 15 Prozent über dem Bundesschnitt. Auffallend sei auch, dass sich im Allgäu viele Menschen in mehr als einem Bereich engagieren.

Kempten, Kaufbeuren und Memmingen schneiden gegenüber dem restlichen Allgäu allerdings eher schlecht ab, obwohl auch sie im Bundesvergleich vorne liegen. Dieses Stadt-Land-Gefälle ist laut Steden ein zentrales Ergebnis der Studie. Die Gründe vermutet er unter anderem "im höheren Freizeitwert in Städten sowie in stärker ausgeprägten sozialen Bindungen auf dem Land". Die Differenz zwischen Stadt und Land ist auch Benno Glas bekannt. "Auf dem Land ist es noch leichter, Ehrenamtliche zu finden", sagt der Oberallgäuer Kreisvorsitzenden des Landessportverbandes. "Dort engagieren sich die Leute oft in mehreren Vereinen gleichzeitig - das schweißt zusammen."

Jugend will sich nicht binden

Mehr Probleme sieht er auf große Vereine in Städten zukommen. Als Beispiel nimmt er den TV Kempten mit rund 3500 Mitgliedern. "Bei so vielen Leuten fragen viele, warum soll gerade ich mich an ein Ehrenamt binden?", so Glas. Dazu werde es immer schwieriger, Nachwuchs für ganzjährige Tätigkeiten wie Übungsleiter- und Vorstandsämter zu finden. "Die Jugend will heute flexibel bleiben und sich nicht dauerhaft binden", begründet er.

Nachwuchsprobleme kennt auch Michael Fischer, Vorsitzender des Lindauer Kreisverbandes des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). "Vor allem im Rettungsdienst gibt es immer Bedarf", sagt er. Heutzutage, wo vieles immer egoistischer werde, müsse man über jeden Ehrenamtlichen froh sein.

Gute Aussichten

Dabei stehen die Chancen, bürgerschaftlich engagierte Menschen zu finden, laut Prognos in Zukunft eigentlich gar nicht so schlecht. Im Allgäu sind, so die Studie, auch künftig mit 25 bis 38 Prozent überdurchschnittlich viele Menschen bereit, ein Ehrenamt anzunehmen. Einzig Kempten liegt mit 21 Prozent unter dem Bundesschnitt.