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Artikel: Fast 60 Jahre als Gemeindedienerin unterwegs

25. September 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Ehrenamt Josefine Mitterer (71) aus Schönau verteilt Führerscheine und Ausweise

Von sabrina Müller |GrünenbachFrüher war sie mit dem Fahrrad unterwegs, später mit dem Moped. Heute erledigt Josefine Mitterer aus Schönau (Grünenbach) ihre Aufgaben als Gemeindedienerin mit dem Auto. Seit fast 60 Jahren steht die rüstige 71-Jährige im Dienste der Gemeinde und trägt aus, "was anfällt". Ihr Job ist es, Führerscheine, Personalausweise oder Wahlunterlagen ihrem Besitzer vorbeizubringen.

Fünf Grünenbacher Bürgermeister hat Josefine Mitterer mittlerweile "überlebt". Nach jeder Neuwahl habe sie angeboten zu gehen, wenn man sie nicht braucht. "Aber jeder wollte, dass ich bleibe". Bis heute. Und darüber ist sie froh, denn "mir ginge direkt was ab, wenn ichs nicht mehr machen könnt". Dass sie unter Leute kommt, ist ihr dabei das Wichtigste. Und diese danken ihr den ehrenamtlichen Einsatz mit Lob und Begeisterung darüber, dass es so etwas heute noch gibt.

Angefangen hat alles als junges Mädchen im Alter von 13 oder 14 Jahren. Josefine Mitterers Vater Gebhard Ohmayer war damals zuständig für die Gemeindekasse und ebenfalls Gemeindediener. Sein Büro hatte der Vater im Wohnzimmer, zusätzlich musste die kleine Landwirtschaft versorgt werden.

"Da hat er mich und meine Schwester losgeschickt, Briefe zu verteilen", erinnert sie sich.

Mit der Zeit hat Josefine Mitterer immer mehr Aufgaben übernommen und bald auch Wasseruhren abgelesen, Viehzählungen gemacht oder Steuern eingezogen, die damals noch bar beglichen werden mussten. "Das hat immer wunderbar geklappt. Da gab es keine Weigerung, denn jeder wusste, dass er zahlen muss", sagt Josefine Mitterer. Als ihr Vater dann den Posten des Gemeindedieners aufgab, "hab ich weitergemacht - das war irgendwie bei uns im Haus".

In all den Jahrzehnten ist der 71-Jährigen nur einmal etwas verloren gegangen - ein Personalausweis, der aber zum Glück schnell wieder aufgetaucht war. "Ich habe ihn vorm Rathaus in Röthenbach verloren, wo ihn eine Frau gefunden und wieder abgegeben hat."

Immer montags, mittwochs und freitags fragt Josefine Mitterer bei der Verwaltung in Röthenbach nach, ob es was zum Verteilen gibt. Vor allem vor der Wahl wie jetzt oder wenn die Reisezeit wieder los geht und viele erst "fünf Minuten bevor der Flug geht ihren Personalausweis beantragen", gibt es mehr zu tun als sonst. Aber das ist genau ihr Ding.

Viel Zeit für Hobbys bleiben der Schönauerin nicht, sagt sie. Haus und Garten wollen versorgt werden. Zudem ist sie seit "einigen Jahrzehnten" als Milchkontrolleurin im Auftrag des Landeskontrollverbandes Kempten in Gestratz, Grünenbach und Röthenbach unterwegs, um Proben zu entnehmen. Einmal die Woche geht es zur Seniorengymnastik, seit 55 Jahren singt sie im Kirchenchor in Grünenbach.

Für die Zukunft wünscht sich Josefine Mitterer, gesund zu bleiben und die Arbeit als Gemeindedienerin so lang es geht machen zu können. Wichtig ist dabei das Autofahren - "denn wenn das nicht mehr geht, wirds schwierig auf dem Land".