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Farbenprächtiger Gast flattert entlang der Iller

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Farbenprächtiger Gast flattert entlang der Iller

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    Sulzberg/Kempten(rf). - Er ist schillernd bunt, wird nur selten gesehen und heißt bei vielen 'fliegender Edelstein': Ein Eisvogel ist derzeit entlang der Iller zwischen Kempten und Graben (Gemeinde Sulzberg) unterwegs. Diesen besonderen Wintergast entdeckt haben nun der Tierfotograf Armin Hoffmann und Reinhold Faulhaber vom Bund Naturschutz Kempten-Oberallgäu. Beim Anblick seines farbenprächtigen Gefieders denken viele an einen Bewohner der Tropen. Und dort leben tatsächlich die meisten Mitglieder dieser Vogelgruppe. Wer das Glück hat, den Eisvogel nun zwischen Eis und Schnee entlang der Iller zu beobachten, wird überzeugt sein, dass der Vogel auf genau diese Art zu seinem Namen kam. Tatsächlich aber hätte er eher den Namen 'Eisenvogel' verdient - und zwar wegen seines metallisch-blau glänzenden Gefieders, vom dem er seine Bezeichnung in Wirklichkeit hat. Trotz seiner Farbenpracht ist der Eisvogel aber gut getarnt und gar nicht so leicht zu erkennen, wenn er ruhig auf einem Ast - meist etwa zwei Meter über dem Wasser - sitzt. Erst wenn er sich im Sonnenlicht mit kräftigen Flügelschlägen ins Wasser stürzt oder pfeilschnell mit durchdringendem Ruf schnurgerade über das Wasser schwirrt, macht der 'fliegende Edelstein' auf sich aufmerksam. In tieferes Wasser stößt er möglichst steil mit seitlich angelegen Flügeln und offenen Augen vor, damit er seine Beute sieht.

    Unmittelbar vor dem Zupacken wird mit kräftigen Flügelschlägen unter Wasser der Rückweg zur Wasseroberfläche angetreten. Sekunden später, wieder am Sitzplatz angekommen, wird die Beute mit dem Kopf voraus verschlungen. Meist besteht der Fang aus Fischen wie Rotfedern, Elritzen, Stichlingen und Bachforellen. Aber auch Kaulquappen, Insekten und kleine Frösche landen im Magen des Eisvogels. Übrigens: Hält der Vogel seine Beute einmal andersherum im Schnabel (also nicht mit dem Kopf voraus) kann man davon ausgehen, dass sie für den Nachwuchs oder für das Weibchen als Brautgeschenk bestimmt ist. Mit dem Weibchen übt sich der Eisvogel außerdem in Gleichberechtigung: Partnerschaftlich teilen sich Männchen und Weibchen nämlich die dreiwöchige Brutzeit, bevor der Nachwuchs schlüpft. Anschließend müssen die Jungen noch drei bis vier Wochen gefüttert werden. Gefüttert wird dabei das Junge, das dem Höhleneingang am nächsten sitzt. Nach der Fütterung macht es Platz für den nächsten in der Reihe. Wachsen die Jungen zu Halbstarken heran, gibt es zunehmend Streitereien um die Reihenfolge im Fütterungskarusell. Am Ende steht letztlich das Ausfliegen der jungen Vögel, die im Mittelalter nur deshalb gejagt wurden, weil man glaubte, so den eigenen Reichtum mehren zu können. Und bereits wenige Stunden nach dem Ausfliegen beginnen dann auch die Kleinen, ihre ersten Fischchen zu erbeuten.

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