"Anfang der 80er Jahre war es das reinste Drama, wenn ein Kind im Restaurant ein Glas umgekippt hat", erinnert sich Hannes Neusch, Geschäftsführer des Allgäuer Berghofs, an seine eigene Zeit als junger Vater. Sein Sohn Christian kam 1978 zur Welt, die Tochter 1980. "Es war unheimlich schwer, mit der Familie wegzufahren", ergänzt er. Aus der Not heraus entwickelte er eine Geschäftsidee, die durchschlagenden Erfolg haben sollte: Er machte aus dem Allgäuer Berghof am Ofterschwanger Horn vor 15 Jahren das erste "Familotel".
Keiner schimpft, wenns einmal lauter zugeht und nirgends stehen zerbrechliche Vasen: Damit ist das Konzept des Familotels "Allgäuer Berghof" am Ofterschwanger Horn schon fast erklärt. "Am Wichtigsten ist eine familienfreundliche Atmosphäre", sagt Juniorpartner Christian Neusch. Seine Erfahrung: "Viele Hoteliers versuchen, Familien anzusprechen, haben aber selbst mit Kindern nichts am Hut." Die Kinder seien die ersten, die dies merkten. Für die Kleinen fast genauso wichtig: Spielkameradengarantie, die im Familotel gewährleistet sei.
Und dann sind es viele Kleinigkeiten, die Familien einen stressfreien Urlaub bescheren. Etwa spezielles Kinderessen. "Kinder haben keine Hamsterbacken. Ein Kind bekommt Hunger, sobald man die Speisekarte in der Hand hält und übers Essen redet", sagt Hannes Neusch.
Die drei Schlagworte seien: einfach, schnell und zuverlässig.
Kindersichere Steckdosen und verkehrsfreies Gelände
Philosophie im Allgäuer Berghof ist es zudem: Kinder dürfen sich frei bewegen und können selbst entdecken. Den Eltern muss laut Hannes Neusch gleichzeitig vermittelt werden: Alles ist sicher, es kann nichts passieren. Das fange bei kindersicheren Steckdosen an und reiche bis zum verkehrsfreien Gelände.
Langfristig Erfolg als "Familotel" zu haben, erfordert laut dem Geschäftsführer allerdings permanenten Einsatz. "Die Zyklen bei uns sind viel schneller, man darf nie aufhören innovativ zu sein", sagt er. Stammgäste gebe es nicht, die Klientel wechsle ständig. Die Schwierigkeit sei zudem, das Hotel auch außerhalb der Ferien zu füllen. Der Allgäuer Berghof setzt hier auf ein entsprechendes Angebot für Familien mit Babys.
Derzeit baut das Unternehmen etwa ein "Kids Spa" - einen Wellnessbereich für die ganz Kleinen und ihre Eltern.
"Allerdings ist das eine Gratwanderung", sagt Christian Neusch. "Bewerben wir nur die Jüngsten, sagt der Achtjährige schon: Da will ich nicht hin, da sind nur Babys." Stattdessen gehe es darum, innerhalb der Zielgruppe Familie mehrere Zielgruppen zu bedienen - von der anspruchsvollen, modebewussten Mutter mit Baby, über Kinder und Teenager bis hin zu Großeltern, die mit Enkeln in Urlaub fahren. "Wir müssen uns ständig weiterentwickeln - eine Ruhebank als Familotel gibt es nie", so Neusch.