Memmingen: Familie ein Schlachtfeld

14. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
ralf lienert

Theater - Walter Weyers inszeniert "Katze auf dem heißen Blechdach" als Homosexuellen-Drama

Der Hausherr selbst inszeniert das nächste Stück des Landestheaters Schwaben: Intendant Walter Weyers probt in diesen Tagen das Drama "Die Katze auf dem heißen Blechdach" von Tennessee Williams. Durch die Verfilmung von 1958 mit Paul Newman und Elisabeth Taylor in den Hauptrollen wurde die große Ballade um Wahrheit und Versöhnung berühmt.

Doch seine Version sei weit davon entfernt, sagt Weyers. "Bis auf die Geschichte und die Figuren wird nichts dem Film ähneln. Auch wir nicht: Dino Nolting ist nicht Paul Newman und will es auch gar nicht sein." Das Stück sei ein Psychodrama, spannend wie ein Krimi, mit vielschichtigen Rollen über wesentliche zwischenmenschliche Belange.

Im Zentrum steht zudem ein Konflikt, der aus dem Film wegzensiert wurde: die Homosexualität und der gesellschaftliche Druck, unter dem Menschen mit homosexueller Neigung stehen. "Heute sind wir zwar freizügiger als damals, aber keineswegs frei im Umgang mit diesem Thema", meint der Intendant.

Ort des krisenhaften, spannungsgeladenen Geschehens ist, rein äußerlich betrachtet, das herrschaftliche Haus von Big Daddy im Mississippi-Delta, von Bühnenbildnerin Anne Sevenich ins Surrealistische überhöht. Doch das eigentliche Spielfeld ist ein Schlachtfeld: das der Familie. "Das Geschehen in Big Daddys Haus dreht sich um die Mittelachse des Vater-Sohn-Konflikts", erläutert Weyers. "Es gibt im Text einen Hinweis darauf, das auch Big Daddy ungewöhnliche sexuelle Neigungen hat, aber diese und die daraus entstehenden Konflikte verdrängt und die Schuldgefühle an seinen Sohn delegiert, der sie in Alkohol ertränkt."

Ähnlich wie bei "Virginia Woolf" gehe es um Erotik und deren Verhinderung. "Auch hier haben wir es mit einem Mann zu tun, der mit seiner Frau nicht mehr schlafen will. Nur das Motiv ist ein anderes, nämlich seine ungelebte Homosexualität", sagt Weyers. Die Auseinandersetzung mit dem Stück fange also bei Adam und Eva im patriarchalischen Paradies an. "Die Frage ist: Wann ist ein Mann ein Mann? Auch dann noch, wenn er schwul ist."

Doch will die Inszenierung keine bestimmte Botschaft oder gar Moral transportieren. "All das, was das Stück bei uns angezündet hat, werden wir nach bestem Wissen und Gewissen auf die Bühne bringen", sagt Weyers. "Es kommt darauf an, wie tief der Zuschauer blicken will.

Die Premiere des Stückes ist am Freitag, 16. Januar, um 20 Uhr im Stadttheater Memmingen.