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Fairness und Teamfähigkeit sind gefragt

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Fairness und Teamfähigkeit sind gefragt

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    Von Martina Dannheimer Sonthofen - Die Misere im Sportunterricht an den Schulen ist bekannt. Kritiker fordern schon seit Jahren konkretere Lehrpläne, weniger Unterrichtsausfall, mehr Praxis in der Lehrerausbildung und vor allem mehr Sportstunden. Über die Situation an den Schulen im südlichen Oberallgäu berichten wir in den nächsten Wochen in loser Folge. Als Beispiel für den Sportunterricht an den Realschulen haben wir die Schule in Sonthofen besucht.'Heute machen wir einen Zirkel, damit ihr fürs Ski- und Snowboardfahren fit werdet', sagt Peter Emmersberger zu den Buben der achten Klasse der Realschule Sonthofen. Der Sportlehrer informiert über den Stundenablauf. Zunächst heißt es Aufwärmen. Dafür eignet sich ein Spiel, für welches die Realschüler zwei Mannschaften wählen. Emmersberger verteilt Trikots und erinnert seine Gruppe an die Fairness. Diese soll im Rahmen des Sportunterrichts vermittelt werden. Ebenso gilt es, das Gemeinschaftsgefühl und die Teamfähigkeit zu stärken. 'Diese Fähigkeiten verlangt die freie Wirtschaft', sagt der Fachbetreuer für Sport. Er hält es für sehr wichtig, die Jugendlichen in der Schule darauf vorzubereiten. Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, ist gefragt. Beispielsweise erwartet Emmersberger, dass beim Foul während des Spiels, ein jeder von selbst die Hand hebt. Daneben werden die motorischen Fähigkeiten trainiert, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination. Im Vordergrund steht für Emmersberger, einen Ausgleich zum vielen Sitzen zu schaffen. Denn Internet oder PC-Spiele sind oft beliebter als die körperliche Betätigung. Der Bewegungsmangel äußert sich oft in Haltungsfehlern oder Übergewicht. Ob man deshalb noch mehr Sportstunden pro Woche anbieten sollte, lasse sich laut dem Sport- und Deutschlehrer Emmersberger nicht pauschal sagen. 'Viele Schüler treiben regelmäßig Sport in der Freizeit. Da sind zwei Schulstunden pro Woche ausreichend', meint der Pädagoge. Andere wiederum bräuchten ein höheres Pensum.

    Das Angebot selbst bestimmen Das Mehrangebot gibt es momentan für die siebte und achte Klasse beim differenzierten Sport. Schüler beider Jahrgangsstufen entscheiden, ob sie ein Wahlfach wie 'Spanisch' oder 'Gestaltung einer Homepage' belegen - oder eben zusätzlich sporteln wollen. Die Angebotspalette ist vielfältig und reicht, je nach Zusatzqualifikationen der Lehrer, von Klettern und Mountainbiken bis hin zu Badminton und Ski alpin. Ziel seitens des Ministeriums ist es, den differenzierten Sport von der fünften bis zur zehnten Klasse fest in den Lehrplan zu integrieren. 'Die Praxis sieht leider anders aus', bedauert Emmersberger. Trotzdem ist er froh, die Ergänzung zum Basissport anbieten zu können. Aufgrund von drei Diplom-Sportlehrkräften ist dies an der Realschule Sonthofen zu realisieren. Zufrieden zeigt sich der Pädagoge im Großen und Ganzen auch, was die Motivation der Schüler anbelangt. Hierbei müsse man jedoch nach Alterklassen unterscheiden. Meist sei die Bewegungslust der Fünft- und Sechstklässer ausgeprägter, als in einer achten oder neunten Klasse. Gerade bei den Mädchen nehme mit Beginn der Pubertät oftmals die Freude am Sport ab. Um den Spaßfaktor aber so hoch wie möglich zu halten, dürfe der Druck nicht zu groß sein. Im Vergleich zu früher verzeichnet Emmersberger eine durchaus positive Entwicklung. 'Heute wird der Sportunterricht mehr spielerisch gestaltet und nicht mehr derart leistungsbezogen wie in der Vergangenheit', weiß der Sonthofer. Zudem werden Noten nur alle sechs Wochen verteilt. Die Regeln am liebsten ganz weglassen, würden Benjamin und Manuel. Doch die existieren - auch für die Achtklässler, welche mittlerweile in Zweier-Gruppen auf neun verschiedene Zirkelstationen verteilt sind. Nach der Einweisung durch Emmersberger und dem Startkommando aus der Trillerpfeife, werden die 14 Buben aktiv. Ob beim 'Sit-Up' mit dem Medizinball, dem Wendelhüpfen über die Langbank oder Strecksprung auf der Weichbodenmatte - 30 Sekunden muss jeder an allen Stationen ran. Immer unter den wachsamen Augen des jeweiligen Partners. Die Leistung wird auf einem Zettel notiert. 'In ein paar Wochen wiederholen wir das Ganze', kündigt Emmersberger an, 'dann könnt ihr sehen, ob eine Verbesserung vorliegt'. Ruppert und Raffael gefällt das Zirkeltraining eher weniger. Sie bevorzugen sämtliche Ballspiele. Alles in allem mögen sie den Sportunterricht gerne und wünschen sich sogar eine zusätzliche Wochenstunde. Mit einem Augenzwinkern fügen ihre Klassenkameraden Marco und Sandro an: 'Sport ist auf jeden Fall besser als die restlichen Fächer'.

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