Zurückversetzt in die Zeit der Landsknechte und des fahrenden Volkes fühlte sich, wer gestern auf der Alttrauchburg bei Kleinweiler war. Dabei schienen viele der Landsknechte aus französischen Landen angeworben zu sein, denn französisch war vor Hochdeutsch die meist gesprochene Fremdsprache beim bunten Treiben auf der Allgäuer Burg. Des Rätsels Lösung: Die Weitnauer Partnergemeinde Magné hatte ihre Jugendgruppe heuer zum Burgfest entsandt hat. 28 Jugendliche und vier Betreuer verbringen eine Woche in Weitnau und hatten gleich am zweiten Tag den Programmpunkt Burgfest.
Beim Eröffnungsgottesdienst zum Burgfest hatte sich Pfarrer Reichart für seine Predigt in die Geschichte eingelesen und empfahl seinen Zuhörern Otto Truchsess von Waldburg und Trauchburg (1514 - 1573), später Bischof zu Augsburg, als Vorbild für den Einsatz für eine Kirche, die äußeren und inneren Anfechtungen ihren Glauben entgegensetzt. Ein aktuelles Thema, wie Reichart mit Blick auf den heutigen Zustand der Kirche meinte.
Bürgermeister Alexander Streicher würdigte das Engagement der Vereine aus Kleinweiler. Außerdem dankte er "Fred", dem Hoch, das für das Kaiserwetter verantwortlich zeichnete. Dem konnte Alain Blais aus Frankreich nur beipflichten, denn er hatte die Alttrauchburg bei seinem letzten Besuch bei strömendem Regen erlebt.
So erlebte der Gast aus Frankreich ein buntes Treiben bei herrlichem Wetter: Im Innenhof der Burg sorgte "Bordunitas" mittelalterlich gewandet mit Drehleier, Laute, Flöten, Trommeln und Gesang für Stimmung. Sie untermalten die Auftritte des Jongleurs, Gauklers und Feuerspuckers Fuego Diavolo mit Dudelsack und Trommelklang. Begeistert nutzten die Kinder das Angebot zu einer Unterrichtsstunde bei Diavolo.
Familienfreundlichkeit gelobt
Das Angebot für Kinder lobte Horst Weber, der mit Sohn Hannes kam. Das Weitnauer Burgfest sei im Gegensatz zu anderen im Allgäu familienfreundlich, weil es keinen Eintritt koste. Das freute auch Franz Fritzenschaft aus Isny, der zum zehnten Mal das Burgfest besuchte und Stimmung, Musik und gute Verpflegung genoss.
Altbürgermeister Peter Freytag, der seine Burgführungen für die französischen Gäste übersetzen ließ, verglich die Herrschaft Trauchburg mit dem modernen Staat. Fronarbeit und Zehnten, Steuern der damaligen Zeit, tauschten die Bürger beim Burgherrn gegen Infrastrukturleistungen, Gerichtsbarkeit und Schutz ein.
Das alljährliche Burgfest gilt als Publikumsmagnet. Schon zum zweiten Mal beispielsweise waren beispielsweise "Camp o. M." dabei, sieben Väter aus dem Schwäbischen mit ihren Kindern aber "ohne Mütter". (rhi)