Ihre Proben sind öffentlich: Wenn sich die Oberallgäuer Alphornbläser der Interessengemeinschaft (IG) Tracht zum monatlichen Üben treffen, sind Zuschauer stets willkommen. Die August-Probe fand im Kurhaus in Hindelang statt und es waren viele Gäste gekommen, um einfach nur zuzuhören und sich vom Sachgebietsleiter Hermann Schlipf (68) über die Geschichte und die Besonderheiten dieses traditionsreichen Instruments informieren zu lassen.
Seit etwa sechs Jahren gibt es beim Gauverband IG Tracht eine eigene Alphorngruppe. Ansprechpartner ist Hermann Schlipf. Ihm, seinem Bruder Josef und dem ehemaligen Bezirksmusikpfleger Michael Bredl war es gelungen, das traditionsreiche Alphorn wieder zurück ins Allgäu zu holen. Sie gründeten im Jahr 1959 das erste Alphorn-Trio in der Region. Mittlerweile blasen Josef und Hermann Schlipf seit 52 Jahren Alphorn - bei den Hindelanger Alphornbläsern und bei den Oberallgäuer Alphornbläsern der IG Tracht. Zu dieser Gruppe gehören derzeit rund 30 Musiker aus den 26 IG-Mitgliedsvereinen. Sie kommen aus Bad Hindelang und Oberjoch, Burgberg, Obermaiselstein, Oberstaufen, Steibis und Immenstadt und nehmen für die monatlichen Proben auch weitere Anfahrten in Kauf. Geblasen wird auf 3,68 Meter langen F-Hörnern.
"Es gibt auch Alphörner mit Ges-Stimmung", erklärt Schlipf. Instrumente mit unterschiedlichen Stimmungen könne man aber nicht kombinieren.
Die IG-Alphornbläser treten bewusst nur zwei- bis dreimal im Jahr öffentlich auf - zum Beispiel bei Bergmessen auf dem Nebelhorn oder beim Weihnachtsmarkt in Bad Hindelang. Mit Steffi Geißler aus Stiefenhofen gibt es in der IG-Alphorngruppe auch eine Frau. Einen ganz besonderen Auftritt hatte die Gruppe bei der Fußball-WM vor vier Jahren, als sie sich bei einer Brauchtumsveranstaltung in der Münchener Innenstadt vorgestellt hat.
Musikalischer Leiter des Ensembles ist Max Schmid (74) aus Obermaiselstein, ein sehr erfahrener Musiker, der schon seit 30 Jahren die Alphornbläser in seinem Verein ausbildet. Seine Aufgabe ist es, die Bläser aus den vielen verschiedenen Vereinen zu einem Ensemble "zusammenzubringen." Bei der Probe in Bad Hindelang präsentierten die Bläser sehr eindrucksvoll den mehrstimmigen "Steibinger Ruf."
Zum Repertoire der IG-Alphorngruppe gehören vorwiegend Stücke aus dem Oberallgäu, Lieder, die zum Teil von Hermann Schlipf und Michael Bredl geschrieben und die nachträglich in dreistimmige Fassung gebracht wurden.
Hermann Schlipf bläst immer noch auf dem Alphorn, das er sich vor mehr als 50 Jahren in der Schweiz besorgt hat. Heute ist es - zusammen mit dem Instrument seines Bruder Josef - wohl eines der ältesten Alphörner in der Region. Man habe ihm für sein Instrument schon viel Geld geboten, erzählt er. Aber von seinem Alphorn trennt er sich nicht.