Von Robert Steuer, Lautrach - Kunst im Kraftwerk: Im Lautracher E-Werk an der Illerstraße stellt Joseph Mulzer ab heute seine expressiven Bilder aus. Der nüchterne Industriebau aus den fünfziger Jahren - zum ersten Mal als Galerie genutzt - bildet einen idealen Rahmen für die bewegten Farbkompositionen des renommierten Künstlers. Auf der Suche nach einer neuen Ausstellungsmöglichkeit entdeckte Mulzer, der nicht nur als Goldschmied, sondern auch als Maler reüssierte, das Lautracher E- Werk, kurz vor der Mündung der Lautrach in die Iller gelegen. Bis 1965 wurde von hier aus der gesamte Illerwinkel mit elektrischem Strom versorgt; heute ist das Werk, das jetzt der Kleinkraftwerke Gmb H in Memmingen gehört, ins Netz der LEW integriert. Die Anfänge der schon ein wenig nostalgisch anmutenden Anlage gehen auf das Jahr 1900 zurück, als ein Lautracher Sägewerksbesitzer damit anfing, Gleichstrom zu erzeugen und damit nicht nur sein eigenes Haus, sondern auch die Häuser seiner Nachbarn zu versorgen. Es folgten mehrere Besitzerwechsel sowie Um-, An- und Neubauten, bis das E-Werk schließlich sein heutiges Gesicht bekam. Bevor die Lechwerke das über siebzig Kilometer lange Leitungsnetz übernahmen, das von Kardorf bis Legau reicht, hatte das Werk immerhin 1200 Stromabnehmer zu versorgen, darunter auch mehrere Gewerbebetriebe. Die geräumige Maschinenhalle, in der es eigentlich gar keine Maschinen gibt, weil die Turbinen darunter beziehungsweise daneben angebracht sind, bietet beste Voraussetzungen für Mulzers Vorhaben: hohe weiße Wände, viel Platz zum Hängen und Betrachten, ausschließlich Oberlicht und auf der östlichen Schmalseite eine Art Empore, die sich hervorragend für die Präsentation kleinformatiger Arbeiten eignet. Mulzer, der den Illerwinkel seit seiner Kindheit kennt und heute im benachbarten Kronburg wohnt, ist oft achtlos an dem kleinen E-Werk vorbei gefahren, bis er es vor einigen Wochen für seine Zwecke ausfindig machte. Mit den derzeitigen Besitzern wurde er rasch einig. Künftig sollen im Lautracher Kraftwerk regelmäßig Ausstellungen stattfinden.
'Natürlich werde ich dabei nicht jedes Mal eigene Werke zeigen, sondern auch andere Künstler einladen. Die Halle ist viel zu schön, um nicht öfter genutzt zu werden.' Pause ist nur während des Winters angesagt. Da sei es einfach zu kalt in dem hohen Gemäuer. Die Bilder, die Mulzer zeigen wird, stammen zum Teil aus früheren Jahren, zum Teil handelt es sich aber auch um ganz neue Arbeiten. Der gelernte Goldschmied, der für seine extravaganten Schmuckkreationen mit hohen Auszeichnungen bedacht wurde, wandte sich schon vor Jahren der Malerei zu, ohne deswegen seine ursprüngliche Profession aufzugeben. Vielleicht als künstlerische Reaktion auf die notwendigerweise klar umrissenen Schmuckstücke pflegt er einen Malstil, der ohne jede Umrisslinie auskommt und allein aus der Farbe lebt. Dabei fällt auf, dass er seine Palette immer häufiger auf wenige Farben beschränkt. Oft nur auf eine einzige, die aber dann in allen Tonabstufungen und Variationen erscheint, sodass eine zunächst monochrom wirkende Bildoberfläche unversehens zu einer farblichen Sensation voller Abgründe und Eruptionen werden kann. i Die Ausstellung 'Kunst im Kraftwerk' mit Bildern von Joseph Mulzer wird am Donnerstag, 26. September, um 19.30 Uhr eröffnet. Sie ist bis auf Weiteres zu sehen; mittwochs bis samstags jeweils zwischen 16 und 20 Uhr: Telefon: (08394) 926914.