Der Tag der Muttersprache am 21. Februar ist jenen Sprachen gewidmet, die weniger als 10.000 Sprecher haben. Da im bayerischen Allgäu 650.000 Menschen wohnen, überschreitet die Zahl der Dialektsprecher zwar sicherlich die 10.000er-Marke.
Aber der Dialekt ist in unserer Region ebenfalls auf dem Rückzug. Wir sprachen mit Johannes Rinderle (62) aus dem Ostallgäuer Seeg, der unter anderem das 'Allgäuer Wörterbuch' verfasst hat.
Handelt es sich beim Allgäuerischen um einen Dialekt oder um eine eigene Sprache?
Rinderle: Die Allgäuer Dialekte sind keine Abwandlungen der deutschen Schriftsprache, sondern Dialekte der alemannischen Sprache, deren Wurzeln mehr als 1.000 Jahre zurückreichen. Alemannisch hat nach Beurteilung der Ethnologen größere Unterschiede (nämlich rund 20) zum Schriftdeutschen als Bayerisch – das immerhin seit 2009 auf der 'Liste der bedrohten Sprachen' der Unesco steht.
In diesem Sinne könnte man das Allgäuerische also als eigene Sprache angesehen werden. Alemannisch unterscheidet sich übrigens stärker vom Schriftdeutschen als Slowakisch von Tschechisch – deren Status als eigene Sprachen von niemandem angezweifelt wird.
Aus welchen Gründen sind die Dialekte auf dem Rückzug?
Rinderle: Die Gründe werden durch die drei 'M' beschrieben: Mütter, Medien, Mobilität. Manche Mütter sprechen mit ihren Kindern keinen richtigen Dialekt. Im Radio und im Fernsehen hören Kinder fast nur Hochdeutsch oder norddeutsche Umgangssprache.
Und durch berufliche Ortswechsel wird die Bevölkerung sprachlich durchmischt und die Muttersprache wird nicht mehr gehört und dadurch verlernt. Dazu kommt das teilweise niedrige Sozialprestige des Dialekts.
Das ganze Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe unserer Zeitung vom 20.02.2016. Die Allgäuer Zeitung erhalten Sie im ganzen Allgäu in den AZ Service-Centern im Abonnement oder digital als e-Paper