Von Michaela Behr , Wangen/Immenstadt - Ein Wildschwein hat auf der A96 nahe Wangen einen spektakulären Unfall verursacht. Als das Tier die Autobahn überqueren wollte, wurde es von einem Auto erfasst. Der Wagen kam dadurch von der Fahrbahn ab und überschlug sich. Die beiden Insassen wurden leicht verletzt. Laut Immenstädter Forstamtsleiter Ludwig Geitner hat die Paarungszeit der Wildschweine begonnen und die Tiere legen in ihren Revieren größere Strecken zurück und queren auch hierbei auch Straßen. Für Autofahrer ist deshalb vor allem nachts erhöhte Vorsicht geboten. Bis vor wenigen Jahren gab es im Allgäu kaum Schwarzwild (im Jahr 2000 erlegten Jäger erstmals sechs Tiere, in der folgenden Saison bereits elf). Das hat sich mittlerweile geändert: 48 Wildschweine sind in der Saison 2002/2003 allein im Oberallgäu erlegt worden. Und Forstamtsleiter Ludwig Geitner rechnet 2003/2004 mit einer Verdoppelung bis Verdreifachung. Genaue Zahlen zum gesamten Wildschweinbestand im Allgäu liegen ihm nicht vor. Im Vergleich zum übrigen Bayern sind die Abschusszahlen hier dennoch niedrig: In ganz Bayern haben Jäger in der vergangenen Saison 55000 Wildschweine erlegt. Die Ausbreitung im Allgäu erklärt Geitner mit der Wildschweinwanderung. Seit Ende des zweiten Weltkrieg breiteten sie sich von Nordbayern gen Süden aus und erreichten inzwischen das Allgäu.
Im Kemptener Wald, in Sulzberg, Dietmannsried, Buchenberg, Weitnau, Oberstaufen und bei Bühl wurden laut Geitner Wildschweine gesichtet. Die B308 haben die Tiere bisher nur bei Thalkirchdorf überschritten. Auch in Füssen und Marktoberdorf nimmt das Schwarzwildproblem zu. Eine Ausnahme bildet Lindau: Eingeschlossen von Autobahnen, haben die Tiere das Gebiet bisher nicht betreten. Schwarzwildschäden sind im Allgäu noch eine Randerscheinung. In Wäldern richten Wildschweine laut Geitner keine Zerstörung an, anders sieht es auf landwirtschaftlichen Flächen aus. So haben die Tiere bei Missen, Oberstaufen und Bühl Alpflächen umgebrochen. Die Erklärung für das Verhalten sei laut Geitner einfach: Auf der Suche nach Eiweiß graben die Allesfresser im Boden nach Insekten. Wildschweine sind schwierig zu bejagen. Die nachtaktiven Tiere sind am besten im Winter aufzuspüren, wenn ihre Spuren im Schnee sichtbar sind. Die Allgäuer Jäger sind bisher auf die Schwarzwildjagd kaum ausgerichtet. 'Viele haben noch nicht die entsprechenden Schusswaffen und Hundemeuten fehlen', sagt der Forstamtsleiter. Der Kreisjagdverband Kempten und die Kreisjägervereinigung Marktoberdorf haben daher eine Arbeitsgruppe Schwarzwild gebildet. Laut Kreisjagdverbandsvorsitzendem Manfred Werne veranstaltet die Gruppe spezielle Fortbildungen für Jagdpächter. Zudem organisiert sie revierübergreifende Jagden und es existiert bereits ein Alarmplan: Spürt ein Jäger Sauen auf, so informiert er seine Kollegen und fordert zur Jagd auf.